Omikron - neuer Virusstamm mit veränderten Eigenschaften

21. Januar 2022

Altenburg. Während im nordwestlichen Deutschland die Ansteckungsraten mit dem Corona-Virus extrem steigen, sind die Fallzahlen im Landkreis derzeit gering. "Noch", betont der Amtsarzt des Altenburger Landes, Prof. Stefan Dhein. Für den Mediziner ist die Entspannung der Lage zu Jahresbeginn lediglich die Ruhe vor dem nächsten Sturm.

Der Grund für Dheins Einschätzung ist die jüngste Corona-Virus-Mutation, bekannt als Omikron-Variante. "Die positiven Fälle im Dezember und Januar waren noch Infizierte mit der Delta-Variante des Virus. Omikron wurde bis zum 19. Januar in 55 Fällen nachgewiesen", erläutert der Amtsarzt. Das werde aber nicht so bleiben, bedauert Dhein. Wie überall auf der Welt sei zu erwarten, dass auch im Altenburger Land in wenigen Wochen oder gar Tagen die Omikron-Variante des SARS-CoV-2-Virus die Delta-Variante ablöst.

Neue Symptome bei Omikron

Dadurch werde sich die Pandemie-Situation einmal mehr verändern, denn die neue Virus-Variante hat andere Eigenschaften als seine Vorgänger. "Das beginnt schon mit der Symptomatik. Bisher war der Verlust von Geschmacks- und Geruchssinn sehr charakteristisch für eine COVID-19-Erkrankung. Das kommt bei einer Infektion mit Omikron praktisch nicht mehr vor. Vielmehr klagen die Patienten jetzt über Kopfschmerzen, Halsweh und einen wässrigen Schnupfenfluss. Gleichgeblieben ist, dass eine Erkrankung mit Fieber einhergeht. Außerdem tritt bei Omikron auch oft eine Unterversorgung mit Sauerstoff auf, weil nach wie vor die Atemwege betroffen sind", erläutert der Amtsarzt. Wer sich angesichts der beschriebenen Symptome sorgt, solle als erstes einen Schnelltest durchführen. Darüber hinaus sollten Patienten auf Kurzatmigkeit, erhöhten Puls, Schwindelgefühle und/oder blaue Lippen oder Fingernägel achten. In diesen Fällen sei ärztliche Versorgung umgehend nötig, rät Dhein.

Wesentlich unterscheidet sich die Omikron-Variante von den anderen SARS-CoV-2-Virenstämmen auch in seiner Infektiosität. Aktuelle wissenschaftliche Studien belegen ein enorm gestiegenes Ansteckungspotential. "Wenn sich zehn Menschen 30 Minuten in einem Raum aufhalten und einer ist Omikron-positiv, kann davon ausgegangen werden, dass sich alle anderen infizieren, es sei denn sie tragen FFP2 Masken", beschreibt der Professor den aktuellen Wissensstand.

Dennoch zeichnet Dhein ein ambivalentes Bild der neuartigen Mutation. Denn nach jetzigem Kenntnisstand sei das Virus zwar extrem ansteckend, jedoch vom Krankheitsverlauf nicht so aggressiv. Es zeige sich, so Dhein, dass Infizierte mit der Omikron-Variante sehr häufig milde oder symptomfreie Verläufe der COVID-19 Erkrankung haben. "Dies gilt jedoch vor allem für bereits immunisierte Patienten, also geimpfte oder genesene." Wer weder zu der einen noch zu der anderen Gruppe gehört, wird sich mit Omikron infizieren, ist sich Dhein sicher.

Bis 700 Patienten im Klinikum

Was das bedeutet, erläutert der Amtsarzt an einem Rechenbeispiel: Die Impfquote im Altenburger Land liege etwa bei 60 Prozent. Rund 40 Prozent Ungeimpfte entsprechen im Landkreis etwa 35.000 Menschen. Zwischen einem und zwei Prozent der Omikron-Infizierten zeigen Krankheitsverläufe, die stationär behandelt werden müssen. "Das wären dann im Altenburger Land 350 bis 700 Patienten”, rechnet Dhein vor. Müssten diese binnen wenigen Tagen ins Klinikum eingeliefert werden, liegt auf der Hand, dass damit das Krankenhaus überfordert wäre. Momentan sei aber nicht abschätzbar, in welchem zeitlichen Rahmen sich die Menschen infizieren werden. "Leider können wir anhand der vorliegenden Daten nicht ausschließen, dass es in sehr kurzer Zeit zu massenhaften Infektionen kommt." Entscheidend dafür wird vor allem das Verhalten der Menschen sein, ob sie sich impfen lassen, Kontakte vermeiden, konsequent FFP2 Masken tragen und die Hygieneregeln beachten.

Zahlen werden schnell sinken

Absehbar ist demgegenüber, dass dem rasanten Anstieg bald ein ebenso rasanter Abfall der Infektionszahlen folgen wird. Diese Gesetzmäßigkeit hatte bereits im 19. Jahrhundert der britische Epidemiologie William Farr beschrieben. Das Farrsche-Gesetz besagt, dass die Kurve der Zahl der Infektionen nahezu im gleichen Maß fällt wie sie angestiegen ist. "Weil anfangs das Virus auf viele Menschen trifft, die sich infizieren. Ab einem gewissen Punkt aber trifft das Virus nur noch auf infizierte oder immunisierte Personen, weshalb es sich dann nicht mehr in gleicher Weise ausbreiten kann”, macht Dhein Hoffnung auf Entspannung nach der Krise.