Julia M. Nauhaus: Italien fängt in Altenburg an

10. August 2012

Altenburg. Der Generationswechsel im Lindenau-Museum Altenburg ist vollzogen. Seit dem 1. Juli 2012 ist Dr. Julia M. Nauhaus Direktorin des renommierten Kunstmuseums. Sie trat die Nachfolge von Jutta Penndorf an, die in den Ruhestand ging und das Haus 31 Jahre lang erfolgreich geleitet hatte. Amtsblatt-Redakteurin Jana Fuchs sprach mit der 37-jährigen Kunsthistorikerin und gebürtigen Zwickauerin über ihre Vorhaben und Visionen.

Frau Nauhaus, mehr als acht Jahre lang haben Sie in Braunschweig gelebt, waren in dieser Zeit am Städtischen Museum tätig, zuletzt als Kustodin für Malerei, Graphik und Skulptur. Ist Ihnen der Abschied von Braunschweig schwergefallen?

J. Nauhaus: Eigentlich nicht. Der Wohnungsumzug liegt schon hinter mir und seit fast zwei Monaten bin ich Altenburgerin. Ich bin von der Stadt sehr angetan, finde Altenburg malerisch und bin mir sicher, dass ich hier ein neues Zuhause finde. Ich kann mich jetzt also voll und ganz auf meine Arbeit konzentrieren und freue mich auf die Aufgaben und Herausforderungen. Zu meinen Kollegen in Braunschweig habe ich nach wie vor sehr gute Kontakte und wir können uns jederzeit zu vielen Dingen austauschen.

Gibt es etwas, was Ihnen Ihre Vorgängerin Jutta Penndorf für Ihre Arbeit mit auf den Weg gegeben hat?

J. Nauhaus: Wir hatten einige gute Gespräche und waren uns beispielsweise darin einig, dass die Bestandskataloge der frühitalienischen Tafelmalerei oder die Kooperation mit der Hochschule für Bildende Künste in Dresden in Sachen Restaurierung fortgeführt werden. Diese Dinge hat sie mir besonders ans Herz gelegt, ist damit aber offene Türen bei mir eingerannt. Jutta Penndorf wird für mich immer ansprechbar und mit dem Museum eng verbunden sein.

Wo werden Sie die Schwerpunkte Ihrer Arbeit setzen?
J. Nauhaus: Ein großer Schwerpunkt ist natürlich die Ausstellungsarbeit, die ich künftig etwas anders gestalten möchte. Der große Schatz des Hauses sind die Lindenauschen Sammlungen. Ich möchte mit Hilfe der zeitgenössischen Kunst durchaus auch neue Perspektiven auf diese Sammlungen eröffnen, neue Blickwinkel schaffen. Ausstellungen zeitgenössischer Kunst sind wichtig, aber sie sollten einen Bezug zu den Sammlungen des Hauses haben. Die Person Bernhard August von Lindenau möchte ich mehr in den Focus des Museums rücken, denn beim Rundgang durch die Räume erfährt man relativ wenig über ihn. Ebenso wichtig sind Person und Werk Gerhard Altenbourgs. Seine Werke sollen auch im Kontext von Zeitgenossen gezeigt werden. Es wird künftig auch weniger Ausstellungen geben. Drei-Monats-Ausstellungen sollen es sein. Und es wird eine klare Trennung zwischen Dauer- und Sonderausstellungsbereichen erfolgen. Einen stärkeren Focus werde ich auf das Begleitprogramm legen, auf die Publikationen, die Vermittlungsarbeit.

Auch hinsichtlich der Konservierung der Kunstwerke muss einiges getan werden. Deshalb werden wir jetzt erst einmal Entfeuchter und Klimamessgeräte anschaffen, die es hier nicht gibt. Klingt ziemlich unspektakulär, ist aber ganz wichtig, damit es erst gar nicht zu kostenintensiven Restaurierungen kommt.

Sie sprachen das Begleitprogramm an. Welche Vorstellungen haben Sie?
J. Nauhaus: Ich sehe da eine weite Spannbreite: Lesungen, Künstlergespräche, Konzerte, Filme, Diskussionen - alles, was zum Thema der jeweiligen Ausstellung passt. Wichtig ist, dass wir möglichst alle Besuchergruppen damit ansprechen.

Altenburg hat kulturell einiges zu bieten: Lindenau-Museum, Schlossmuseum, Mauritianum, Theater. Welche Möglichkeiten sehen Sie, dass alle noch besser voneinander profitieren können?
J. Nauhaus: Die Kooperation untereinander ist ganz wichtig. Wir haben ein tolles Theater in Altenburg, mit dem ich bereits erste Gespräche geführt habe. Ab dem kommenden Jahr soll es eine Zusammenarbeit unserer beiden Häuser geben und erste Ideen, die ich mit Schauspieldirektor Bernhard Stengele diskutiert habe, nehmen bereits konkrete Gestalt an. Ich plane, im Lindenau-Museum Ausstellungen zu zeigen, die eine Verbindung zu Schauspielaufführungen im Theater haben. Während am Theater ab April beispielsweise die „Iphigenie“ zu erleben sein wird, zeigen wir im Museum eine Dionysos-Ausstellung - wunderschöne Vasen - aus der Berliner Antikensammlung. Ich denke, das kann für beide Institutionen, sowohl für das Theater als auch für das Museum, sehr befruchtend sein. Auch mit dem Schlossmuseum kann ich mir eine Kooperation gut vorstellen.

Neben 22 weiteren bedeutsamen bundesdeutschen Kulturstätten ist das Lindenau-Museum im Blau-buch der Bundesregierung als sogenannter „kultureller Leuchtturm“ aufgeführt. Gemessen an den unglaublichen Schätzen, die das Museum zu bieten hat, ist die Besucherzahl eher gering. Welche Möglichkeiten sehen Sie, künftig mehr Menschen in das Museum zu locken?
J. Nauhaus: Das wird nicht von heute auf morgen gehen, da sind viele Schritte notwendig. Besucherschlangen, wie wir sie letztes Jahr während der Leihausstellung der Italienischen Tafelbilder im Bucerius Kunst Forum in Hamburg sahen, hätten wir hier natürlich auch ganz gerne - dabei fängt ja Italien eigentlich in Altenburg an und nicht in Hamburg. Ich denke, ein qualitativ hochwertiges Ausstellungsprogramm und ein vielseitiges Begleitprogramm sind maßgeblich für ein größeres Besucherinteresse. Darüber hinaus müssen wir auch unsere Homepage optimieren, die Museumsbestände im Internet weiter bekannt machen und noch enger mit den touristischen Partnern kooperieren.

Vielen Dank für das Gespräch.