Ansprache der Landrätin

14. Juni 2013

Liebe Bürgerinnen und Bürger des Altenburger Landes,

am ersten Juniwochenende wurde das Altenburger Land von einer Hochwasserflut überrollt, wie wir sie in dieser Dimension noch nie zuvor erlebt haben. Ganze Gemeinden und Ortsteile versanken im Wasser. Pleiße und Sprotte vermeldeten mit 4,70 Meter und 3,95 Meter Pegelstände, wie sie im statistischen Mittel nur einmal alle 100 Jahre erreicht werden. Recht schnell und recht schmerzlich mussten wir zur Kenntnis nehmen, dass der Hochwasserschutz HQ 100, der genau auf ein solches Jahrhunderthochwasser ausgerichtet ist und beispielsweise in der Stadt Gößnitz vorbildlich umgesetzt wurde, bei weitem nicht ausreichend war. Kaum jemand hatte eine Flut solchen Ausmaßes für möglich gehalten. Wohnungen und Häuser vieler Menschen sowie öffentliche Einrichtungen sind teilweise massiv zerstört. Mein Mitgefühl gilt all jenen Einwohnern, Unternehmerinnen und Unternehmern, die zum Teil erhebliche materielle Verluste hinnehmen mussten. Trotz dieser Tatsache sollten wir aber eines nicht vergessen: Es gab keine menschlichen Opfer zu beklagen. Das erfüllt mich mit großer Erleichterung und Dankbarkeit.

Ich selbst war jeden Tag im Landkreis unterwegs und habe gesehen, mit wie viel Mut, Engagement und Zuversicht die Menschen gegen das Hochwasser angekämpft und sich gegenseitig unterstützt haben. Das verdient höchsten Respekt. Mein Dank gilt den unzähligen Einsatzkräften und Helfern vor Ort, die tagelang bis zur Erschöpfung gegen die Wassermassen gearbeitet und versucht haben, eine noch größere Katastrophe abzuwenden: die Freiwilligen Feuerwehren, die Berufsfeuerwehr, die Kameraden des THW, die Helfer des DRK und der Johanniter, die Polizei. Einmal mehr wurde deutlich, dass wir diese Katastrophe ohne die vielen ehrenamtlichen Kräfte, wie wir sie beispielsweise in den Freiwilligen Feuerwehren unseres Landkreises haben, wohl nie hätten bewältigen können. Unterstützt wurden die Rettungsarbeiten von einem Dutzend Katastrophenschutzzüge und zwei Sanitätsbetreuungszügen aus ganz Thüringen. Mein herzlicher Dank geht deshalb an die Einsatzzüge unter anderem aus Gotha, Suhl, Saalfeld, Unterwellenborn, Rudolstadt, Erfurt, Nordhausen, dem Ilm-Kreis, Kyffhäuserkreis und Eichsfeld. Danken möchte ich vor allem auch meinem Katastrophenschutzstab - ein rund 40-köpfiges Team bestehend aus erfahrenen Verwaltungsfachleuten, Vertretern der Polizei sowie Fachberatern der Energiewirtschaft, des Umweltamtes, der Bundeswehr und des THW, das vom Landratsamt aus höchst professionell agierte, die Rettungsarbeiten unterstützte und koordinierte.

Zu den Feuerwehren kamen unzählige Freiwillige, die ganz spontan geholfen haben und ihren betroffenen Nachbarn eine große Stütze waren. Sie haben ein Gefühl der Solidarität geschaffen, das genauso wichtig war wie die professionelle Hilfe. Danke an Sie alle.

Die Nachwirkungen des Hochwassers werden wir im Altenburger Land noch lange spüren. Wir müssen jetzt beim Wiederaufbau überlegen, was wir als Schutz vor kommenden Fluten, die mit Sicherheit keine hundert Jahre auf sich warten lassen, anders und besser machen können. Hier sind Politiker und Fachleute Ländergrenzen übergreifend gefragt. Der Erkenntnis, dass der Hochwasserschutz nicht ausreichend war, muss jetzt konkretes Handeln folgen. Dafür werde ich mich einsetzen.

Die große Hilfsbereitschaft, die unserem Landkreis in den ersten Junitagen zuteil wurde, hat mich sehr berührt und ich freue mich auch über die große Spendenbereitschaft. Auf dem Spendenkonto des Landkreises gingen bereits 31.000 Euro (Stand: 12.06.2013) eingegangen. Für die Schadenkommission ist es schon jetzt offensichtlich, dass die Sofortgelder des Freistaates Thüringen nicht ausreichend sind für Einzelne, die ihre ganze Existenz verloren haben. Mit vielen solchen Einzelfällen wird sich die Kommission intensiv beschäftigen, um den Betroffenen schnell zu helfen.

Ihre Landrätin Michaele Sojka