100 Jahre Flugplatz - Historische und moderne Jets am Himmel über Nobitz

17. Juni 2013

Nobitz. Zum 100. Geburtstag des Flugplatzes wird es am 6. und 7. Juli ein großes Flugplatzfest geben.
Besucher dürfen sich auf eine großartige Flugschau freuen, zu der auch Luftfahrzeuge gen Himmel steigen, die sonst nur im Museum zu sehen sind. Dann kann man die Motoren vieler historischer und aktueller Flugzeuge über der Leina hören, darunter auch das Triebwerk eines L 39 Kampf-Jets. Ein weiterer Höhepunkt dürfte die Transall C-160 der deutschen Luftwaffe sein, den meisten bekannt durch TV-Bilder aus Krisengebieten weltweit. Zudem lädt eine Dornier DO 28 zu Rundflügen ein. Aber auch viele weitere, teilweise einzigartige Luftfahrzeuge, wie die MH-1521 Broussard, Yak 52, Suckoi SU-29 oder Messerschmitt Me-108 stehen für Rundflüge oder zum Bestaunen bereit.

Natürlich bietet die Jubiläumsveranstaltung viele weitere Attraktionen in der Luft und am Boden: ein umfangreiches Rundflugangebot, Ausstellungen von Oldtimerflugzeugen und Oldtimerautos, eine Kinderwiese mit Hüpfburgen, Kinderschminken, Schaustellergeschäfte und viele weitere Publikumsmagnete, die das Event zum lohnenden Ausflugsziel für die ganze Familie machen. Inhaber von historischen Flugzeugen, PKW und Motorrädern erhalten - nach vorheriger Anmeldung - kostenfreien Eintritt inklusive einer Begleitperson.

Auf ihre Kosten kommen auch Freunde des Modellflugsports. Zahlreiche Modelle mit einer Flügelspannweite bis 2,80 m werden von verschiedenen Modellfliegern ausgestellt und vorgeführt. Das absolute Highlight in der Luft wird das Elster Jet Team mit seinen beiden J10 Jets sein, die sie bei Wettkämpfen in der ganzen Welt fliegen lassen. Auch Ralf und Nico Niebergall bilden ein einzigartiges Duo in Sachen Synchronkunstflug. Der Vater mit dem „manntragenden“ Original der Siai Marchetti SF-260 und der Junior mit dem maßstabgetreuen Modellflugzeug zeigen ein in Europa einzigartiges Synchronflugprogramm.

Der Flugplatz Altenburg-Nobitz schreibt Geschichte.
Am 6. Juli 1913 fand die offizielle Eröffnungsfeier des Flugstützpunktes Altenburg S.A. (Sachsen-Altenburg) statt - genau 100 Jahre ist das jetzt her. Damit gehört der Flugplatz im Altenburger Land zu den ältesten in ganz Deutschland. Amtsblatt-Redakteurin Jana Fuchs sprach anlässlich des 100-jährigen Jubiläums mit Flugplatz-Geschäftsführer Jürgen Grahmann.

Herr Grahmann, was bedeutet Ihnen dieses einhundertjährige Jubiläum?
J. Grahmann: Schon der damalige Herzog war sehr weitsichtig und schuf mit dem Flugfeld in der Leina eine Infrastruktur, die noch heute für den Landkreis von enormer Bedeutung ist. Die wohl wichtigste Zäsur in der Geschichte dieses Platzes war, dass es nach der militärischen Nutzung im ersten und zweiten Weltkrieg und der sich anschließenden amerikanischen und sowjetischen Besatzungszeit gelungen ist, den Flugplatz für die zivile Luftfahrt zu erhalten und zu nutzen. Die ersten zivilen Flugzeuge, die 1992 hier landeten, waren die der Volkswagen-AG, weil sich die Straßen zu diesem Zeitpunkt bei uns einfach noch in einem katastrophalen Zustand befanden.

Sie sprachen die wechselvolle Geschichte des Flugplatzes eben schon an. Es gab Höhenflüge und Tiefschläge. Ryanair ist ein Stichwort dafür. Wie beurteilen Sie heute, drei Jahre nach dem Ryanair-Rückzug, die Zeit mit dem irischen Low-Cost-Carrier?
J. Grahmann: Ich bedauere nach wie vor den Verlust der internationalen Touristen, die mit den Ryanair-Flugzeugen aus England, Spanien und Schottland zu uns gekommen sind und der mitteldeutschen Region pro Jahr viel Umsatz beschert haben. Dass Altenburg fürs Low-Cost-Geschäft der in Mitteldeutschland besser gelegene Flugplatz war, zeigen die Auslastungszahlen auf den Ryanair-Linienflügen zwischen Leipzig und London, denn die waren bei uns in Altenburg deutlich besser, als sie es aktuell in Leipzig sind. Aber es gab eine ganz klare politische Entscheidung, die der Flugplatz und die Gesellschafter akzeptiert haben.

Seitdem Ryanair nicht mehr von Nobitz aus fliegt, ist es ruhig geworden um unseren Airport …
J. Grahmann: Ruhig geworden ist es vielleicht im Terminal, aber nicht auf der Start- und Landebahn. Zu Ryanair-Zeiten haben wir natürlich viel mehr Öffentlichkeitsarbeit betrieben, der Airport stand doch sehr im mitteldeutschen Focus, ständig gab es Schlagzeilen, sei es zur Umbenennung in Leipzig-Altenburg-Airport oder zu den Ankündigungen neuer Flugverbindungen. Diese Werbung brauchen wir natürlich heute nicht mehr. Vielleicht ist deshalb der Eindruck entstanden, auf dem Flugplatz ist nichts mehr los. Doch das Gegenteil ist der Fall, denn bei uns starten und landen derzeit mehr Flugzeuge als je zuvor - vor allem im Geschäftsreiseverkehr, der das wesentliche Standbein für die Entwicklung unseres Flugplatzes ist. Wir haben in Altenburg deutlich mehr Geschäftsflüge als auf den Flugplätzen in Leipzig, Erfurt und Hof. Hinzu kommen die Verkehre der allgemeinen Luftfahrt, sprich ADAC, Polizei, Ambulanzflüge, Organtransporte und dergleichen. Solche Flüge kommen rund um die Uhr, oft auch nachts und dafür ist die 24-Stunden-Betriebsbereitschaft unseres Platzes sehr wichtig und dienlich.

Wie schätzen Sie die Bedeutung des Flugplatzes für die Wirtschaftsregion ein?
J. Grahmann: Enorm. Der Wirtschaftsraum Chemnitz beispielsweise erwirtschaftet 46 Prozent des sächsischen Bruttosozialproduktes, also wesentlich mehr als Dresden und Leipzig. An diesen starken Wirtschaftsraum grenzen wir unmittelbar an. Das ist für uns im Altenburger Land eine richtig große Chance, durch den Flugplatz auch mit der sächsischen Wirtschaft weitere Kontakte zu knüpfen, um neue Unternehmen hier anzusiedeln. In Sachsen boomt es, nicht nur bei Volkswagen in Zwickau.

Ein 44 Hektar großes, voll erschlossenes Gewerbegebiet schließt sich dem Flugplatz an. Für potentielle Investoren steht also ausreichend Platz zur Verfügung. Welche Chancen gibt es, das Areal weiter zu beleben?
J. Grahmann: Auf dem Gelände der Thüringer Landesentwicklungsgesellschaft hat sich 2002 die Firma Kunststofftechnik Nobitz angesiedelt, 2006 die Thielert AG, die Motoren für Kleinflugzeuge produziert. Seitdem ist hier kaum etwas passiert. Die Chance, das Areal weiter zu beleben, gibt es nur in Kombination mit dem Flugplatz, denn für das Areal fehlt sonst so ziemlich alles, was ein Gewerbegebiet braucht - nämlich ein Anschluss an die Autobahn oder die Anbindung an eine Bundesstraße. Einzige Anbindung ist der Flugplatz. Das große Plus des Flugplatzes sind die 24 Stunden Betriebserlaubnis, die 2500 Meter lange Start- und Landebahn und die vorhandene Kontrollzone, die den Anflug des Platzes mittels Instrumenten auch bei schlechtem Wetter ermöglicht. Fällt von diesen Dingen etwas weg, gibt es aus meiner Sicht kaum noch Möglichkeiten, das Gewerbegebiet zu vermarkten.
Einiges getan hat sich in den letzten Jahren direkt auf dem Gelände des Flugplatzes im Gewerbepark der GmbH. Mittlerweile sind hier sechs Unternehmen angesiedelt, die zusammen rund 270 Menschen beschäftigen. Gegenüber anderen Regionalflughäfen sind wir derzeit in der erfreulichen Situation, mit weiteren interessanten Investoren im Gespräch zu sein.

Einnahmen generiert die Flugplatz GmbH neuerdings aber auch aus dem Geschäft mit der Sonne?
J. Grahmann: Die Pacht für Solarflächen ist derzeit eine unserer größten Einnahmequellen. Ende des letzten Jahres haben wir für den Flugverkehr nicht benötigte Flächen für einen 16-Hektar großen Solarpark zur Verfügung gestellt, der von der PFALZSOLAR GmbH aus Ludwigshafen betrieben wird. Zudem sind etwa 3500 Quadratmeter Dachflächen unserer Gebäude mit Solarmodulen belegt - ein Projekt mit der Ostthüringer Energiegenossenschaft e.G.

Warum ist ein Abstecher zum Airport für Interessierte lohnenswert?
J. Grahmann: Weil man hier natürlich Rundflüge buchen und kleine sowie größere Flugzeuge beim Starten und Landen beobachten kann und weil das Museum „Flugwelt“ eine überaus interessante und sehenswerte Ausstellung zur Historie des Flugplatzes und zur Deutschen Luftfahrt bietet. Außerdem finden regelmäßig Veranstaltungen statt, wie beispielsweise am heutigen Samstagabend die Airport-Skate-Night. Absoluter Höhepunkt in diesem Jahr aber ist das Flugplatzfest am 6. und 7. Juli. Es verspricht ein Fest für die ganze Familie zu werden, bei der natürlich historische und moderne Flugzeuge am Boden und in der Luft im Mittelpunkt stehen.

Vielen Dank für das Gespräch.