Skudden erobern Wismut-Bergbaufolgelandschaft

11. April 2009

Drosen. "Eine Beweidungsanlage im Rahmen eines Flurbereinigungsverfahren zu übergeben ist nicht alltäglich" - mit diesen Worten begrüßte Stefan Baldus, Staatssekretär im Thüringer Ministerium für Landwirtschaft, Naturschutz und Umwelt, die zahlreichen Gäste, die sich Mitte März vor dem neu errichteten Schafstall in Drosen einfanden.

Rund 20 Hektar Weideland, ehemals Areal des Uranerzbergbaus der WISMUT, übergab er anschließend in symbolischer Form eines Schäferstabes an Nico Kießhauer, Vizevorsitzender des NABU-Kreisverbandes und Betreiber des Objektes. Der leidenschaftliche Schafhalter wird künftig 80 bis 90 Skudden, eine alte ostpreußische Hausschafrasse, auf dem Landstück halten und so auch die Flächen pflegen. Eine mit Solarstrom betriebene Weidezaunanlage umschließt das Gebiet und für die Unterbringung der Herde wurde ein Stall in traditioneller Holzbauweise errichtet, dessen Strom- und Trinkwasserversorgung ebenfalls über Photovoltaik gewährleistet wird. Die Anlage ist damit autark und vor allem umweltfreundlich.

"Ein überzeugendes Nachnutzungskonzept in der neu geschaffenen Bergbaufolgelandschaft und das Instrument der Flurbereinigung haben hier zu einer Lösung geführt", lobte der Staatssekretär bei der offiziellen Übergabe vor Vertretern der Thüringer Landes- und Kommunalverwaltung sowie aus Verbänden und der regionalen Wirtschaft. Die Schwierigkeit dabei war, verschiedene Interessen zu vereinen, denn neben dem NABU wirkten auch die Agrargenossenschaft Nöbdenitz, der Landkreis Altenburger Land und die Gemeinde Löbichau an dem Vorhaben mit.

2006 beantragten die Erwerber beim Amt für Landentwicklung und Flurneuordnung Gera schließlich ein Flurbereinigungsverfahren mit dem Ziel, die Eigentumsverhältnisse zu regeln und das ländliche Wegenetz zu verbessern "Im Rahmen des Verfahrens wird es gelingen, alle vier Interessenlagen zu befriedigen", ist sich Stefan Baldus sicher.

Landrat Sieghardt Rydzewski, der ebenfalls ein Grußwort an die Anwesenden richtete, sieht die Wünsche des Landkreises gut umgesetzt: "Unser Anliegen ist es, im Tourismus nicht nur zu unterhalten, sondern Hintergründe zur Region zu vermitteln. Wir wollen mit unseren zahlreichen Projekten, wie hier in der Wismut-Folgelandschaft, die Begegnung mit der Natur zu fördern."

Zufrieden mit der erbrachten Leistung zeigte sich auch der NABU Altenburger Land. "Der NABU will nicht immer nur meckern, sondern auch machen", erklärte Vorsitzender Mike Jessat die Ziele des Vereins. "Um diesen neuen Weg zu beschreiten, verbünden wir uns mit Partnern und agieren stark mit der hiesigen Land- und Forstwirtschaft."

Schmuckstück der übergebenen Anlage ist das imposante Stallgebäude. Hinzu kommen knapp zwei Kilometer ländlicher Wegebau, die Anlegung von Geländevertiefungen als temporäre Stillgewässer, der Brunnen mit Pumpenanlage und die Weidezaunanlage. Die Kosten der Maßnahmen belaufen sich auf rund 200 000 Euro, wobei das Thüringer Ministerium für Landwirtschaft, Naturschutz und Umwelt das Projekt mit 180 000 Euro förderte. Die zukünftige Eigentümerin, die Gemeinde Löbichau, wird dem NABU die Anlagen zur Nutzung überlassen, um die Flächen im Sinne einer effizienten und ökologisch vorbildlichen Weise zu pflegen und das Entwicklungsziel einer halboffenen Weidelandschaft zu erreichen.