Regionalwettbewerb "Jugend forscht - Schüler experimentieren"

29. März 2012

Von der frei stehenden Krücke bis zur Datenübertragung ...

Rositz. 12 Uhr mittags platzte der Saal des Rositzer Kulturhauses am 9. März fast aus allen Nähten. Dicht nebeneinander waren die Messestände der Mädchen und Jungen aufgebaut, die sich am 18. Regionalwettbewerb „Jugend forscht - Schüler experimentieren“ beteiligten. Zudem tummelten sich am Abschlusstag der Regionalmesse zahlreiche Besucher und prominente Gäste aus der Lokal- und Landespolitik in den engen Gängen, um mit den 134 jungen Forschern ins Gespräch zu kommen. Und was sie an diesen Tag zu sehen und zu hören bekamen, löste durchweg Begeisterung aus.

Ob Softwaresteuerung für Windräder, das Thema erneuerbare Energien überhaupt, technische Kommunikationsunterstützung für taubblinde Menschen, Bau eines Mikrokraftwerkes, Datenübertragung via Licht, Sensor- und Steuerungstechnik oder auch regionale Themen, die sich mit dem Teersee in Rositz befassten, mit der wirtschaftlichen Entwicklung der Meuselwitzer Eisengießerei oder der städtebaulichen Entwicklung Altenburgs - mit einer Vielzahl innovativer und praxisnaher Beiträge lieferten die Schüler intelligente Lösungen und Denkansätze für die Herausforderungen unserer Zeit.

Die 14-jährige Marika Heyer vom Altenburger Lerchenberggymnasium zum Beispiel, deren Hobby die Biologie ist und die später einmal Medizin studieren möchte, präsentierte gleich zwei Forschungsarbeiten, deren Themen unterschiedlicher kaum hätten sein können. Im Fachgebiet Arbeitswelt untersuchte sie den Einfluss unterschiedlicher Musikstile auf das Konzentrationsvermögen, beschallte ihre Testpersonen, während diese ein Sudoko zu lösen hatten, abwechselnd mit Musik aus Klassik, Pop, Hipp-Hopp und Heavy Metal. Im Ergebnis dessen fiel den Versuchspersonen das Sudoku bei Heavy-Metal-Sounds besonders schwer, bei klassischer Musik dagegen deutlich leichter. In ihrer zweiten Forschungsarbeit, diesmal im Fachgebiet Biologie, untersuchte sie, wie sich Bakterienkulturen auf Fleisch aus dem Supermarkt und auf Fleisch aus dem Fleischerfachgeschäft entwickeln. Heraus kam, dass Supermarktfleisch besser ist als vielmals gedacht. Der Lohn für ihre Forschungsarbeiten: Gleich zwei erste Preise von der Jury. Und natürlich eine Menge dazu gelernt.

Tamino Schorcht ist Schüler des Carl Zeiss Gymnasiums Jena und ließ sich von seiner Oma zur einer Neuentwicklung inspirieren: „Oma arbeitet im Seniorenheim und ständig hat sie Rückenschmerzen, weil sie sich den ganzen Tag nach den umgefallenen Krücken der alten Leute bücken muss“, erzählt der 13-jährige und erfand daraufhin eine frei stehende Krücke, bei der sich ein Dreifuß ganz einfach aus- und einklappen lässt und die Gehhilfe so frei zum Stehen bringt. Die Jury bedachte Tamino mit einem ersten Preis. Zudem ist die frei stehende Krücke zum Patent angemeldet. Ähnlich praktisch dachten Carolin Günther, Sabrina Thieme und Sascha Diettrich (19 Jahre alt) von der Staatlichen Berufsbildenden Schule für Wirtschaft und Soziales in Altenburg. Sie konstruierten einen sogenannten Chairrolli, einen Stuhl mit zwei Rädern, der, von einem Gehändicapten genutzt, daheim garantiert problemlos durch jede Zimmertür passt. Belohnt wurden sie dafür mit dem Sonderpreis des Landrates. Den Sonderpreis der Gemeinde Rositz erhielten David Lehmann (15) und Fabio Schilbach (14) aus der ortsansässigen Regelschule. Sie hatten sich mit der Zukunft des Teersees in Rositz beschäftigt und Schautafeln entwickelt, die über die Historie des Geländes informieren. Großes technisches Verständnis zeigten die 14-jährigen Jungen Jens Albrecht und Phillip Tietze (Regelschule Lucka) und tüftelten mehr als drei Monate am Modell einer Maschine, die fehlerhafte Serienteile erkennen und ausstoßen kann. Sie durften sich über einen zweiten Preis freuen. Ist farbiges Licht ein Schimmelparameter? Dieser Frage stellten sich die 13-jährigen Mädchen Sina Arnold und Lilly Schickentanz (Friedrichgymnasium Altenburg). Sie bestrahlten Joghurt-Kulturen mehrere Tage lang mit verschieden farbigem Licht und fanden heraus, dass blaues Licht die Schimmelbildung hemmt, rotes Licht das Wachstum beschleunigt. Auch dafür gab’s einen 1. Preis.

Landrat Sieghardt Rydzewski kam während seines Messerundganges mit zahlreichen Schülerinnen und Schülern ins Gespräch, konnte viele hervorragende Arbeiten bestaunen und bekannte danach: „Ich lerne hier jedes Jahr etwas dazu.“

In seinem während der Abschlussveranstaltung an die Schülerinnen und Schüler gerichteten Grußwort sagte der Landrat: „Die Projektarbeit, so, wie sie in „Jugend forscht“ stattfindet, ist immer auch eine gute Vorbereitung auf die berufliche Ausbildung und die eigene berufliche Karriere. Gerade hier zeigt sich Kreativität, Erfolgswillen und Selbstständigkeit. Das Gute daran ist auch, dass man die Themen selbst bestimmen kann. Und so wird aus eigener Kraft ein Ergebnis produziert, das im besten Fall auch für andere zum Nutzen ist. Man kann sich ausprobieren und herausfinden, was einem liegt und vielleicht auch, in welche berufliche Richtung es einmal gehen soll.“

Insgesamt konnte die Jury im diesjährigen Wettbewerb Preise in 14 Kategorien vergeben, außerdem zahlreiche Sonderpreise. Einhellig war die Meinung der Juroren, dass das Niveau erneut gestiegen ist. „Eine Arbeit im Fachgebiet Mathematik/Informatik zum Beispiel“, berichtet Wettbewerbsleiter Dirk Heyer, „hatte so viel wissenschaftliches Gehalt, dass wir sie zur Bewertung an die Berliner Humbold-Universität geben mussten.“ Äußerst zufrieden zeigte sich auch Heinz Teichmann, der als Geschäftsführer des Wissenschafts- und Transfer Centers Altenburger Land als Patenbeauftragter für „Jugend forscht“ fungiert: „Mit 134 Teilnehmern und 68 Projekten haben wir ein Rekordergebnis erzielt. Langsam stoßen wir an unsere Kapazitätsgrenze.“ Ein aus allen Nähten platzendes Kulturhaus Rositz wird die jungen Leute wohl auch im kommenden Jahr nicht vom Forschen, Tüfteln und Experimentieren abhalten.