Landrat: „Respekt, was Sie in den vergangenen Wochen geleistet haben.“
Altenburg. Sehr viel mehr Büroarbeit als sonst, oft stundenlange Telefonkonferenzen und nicht mehr zählbare Anrufe, täglich mehrfache Rücksprachen mit dem Amtsarzt zum aktuellen Infektionsgeschehen, zweimal wöchentlich Leitung des Krisenstabes - bedingt durch den Ausbruch des Coronavirus hat Landrat Uwe Melzer seit Mitte März die Amtsgeschäfte größtenteils vom Schreibtisch aus geführt und nur dringende Termine außer Haus wahrgenommen.
Jetzt, nach den schrittweisen Lockerungen der Maßnahmen zur Viruseindämmung, ist Uwe Melzer wieder unterwegs im Altenburger Land, um sich persönlich und direkt vor Ort über die aktuelle Situation im Landkreis sowie über die Umsetzung getroffener Maßnahmen zu informieren und mit Menschen in verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen ins Gespräch zu kommen.
Ein erster Termin führte Uwe Melzer in die Regelschule nach Treben, die über Wochen hinweg beinahe verwaist war, weil die Schulpflicht vorübergehend ausgesetzt wurde, Kinder und Jugendliche zu Hause lernen mussten. In den zurückliegenden Tagen nun durften mehr und mehr Schüler zum Unterricht in die Schule zurückkehren, unter ihnen die Zehntklässler. Sie hätten keine große Angst vor den Prüfungen und fühlten sich gut vorbereitet, berichteten sie während des Treffens mit dem Landrat in der Schulturnhalle, die kurzerhand zum Prüfungsraum umfunktioniert wurde, um die Sicherheitsabstände einzuhalten. In kleinen Gruppen wird gelernt, vorrangig in den prüfungsrelevanten Fächern. Schüler, Schulleitung, Pädagogen, Hausmeister – alle arbeiten diszipliniert, unter Einhaltung des Hygienekonzeptes. „Unsere Schüler sind dankbar, wieder in die Schule gehen zu dürfen. Und ich bin dankbar dafür, dass alle unserer Pädagogen, obwohl sie zur Risikogruppe gehören, Unterricht abhalten“, so Schulleiter Björn Selig. Problemlos verlaufe, so Selig, auch das morgendliche Fiebermessen. „Zum Glück mussten wir noch niemanden wegen erhöhter Körpertemperatur nach Hause schicken.“
Nach Hause geschickt werden musste bisher auch noch niemand bei der Lebenshilfe in Windischleuba. Keiner kommt rein in die Werkstätten, ohne dass vorher Fieber gemessen wird. „Der tägliche Symptomcheck gilt für alle, die hier ein- und ausgehen“, erklärt Geschäftsführer René Lippold. Kurzer Klick auf die Stirn – erst dann durfte letzte Woche auch der Landrat rein. Coronavirusbedingt waren auch die Behindertenwerkstätten lange Zeit geschlossen. Letzten Montag durften die ersten 25 der 300 Werkstattmitarbeiter wieder an ihren Arbeitsplatz. „Alle, die jetzt hier sind, haben sich auf den Wiederbeginn gefreut. Für unsere Mitarbeiter, alles Menschen mit Behinderung, ist diese Arbeit eine ganz wichtige Bestätigung, gebraucht zu werden, etwas zu schaffen“, so René Lippold, der zudem hinsichtlich Aufstellung und Umsetzung der entsprechenden Hygienemaßnahmen von einer sehr guten Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsamt der Kreisverwaltung spricht. „Leider dürfen noch nicht alle unserer Beschäftigten wieder arbeiten, weil die aktuelle Corona-Verordnung die begrenzten Kapazitäten regelt. Hinzu kommt, dass ein Drittel unserer Mitarbeiter unter die Risikogruppe fällt“, so Lippold weiter.
Trotzdem die Werkstätten geschlossen blieben, herrschte reges Treiben hinter den Wänden, ratterten die Nähmaschinen im Akkord. „Meinen Respekt, was Sie hier in den letzten Wochen geleistet haben“, sagte Landrat Uwe Melzer mit Blick auf die noch herumliegenden Stoffreste. Seit dem 31. März nähten die Gruppenleiterinnen und Betreuer um Werkstattleiterin Christine Seiler sage und schreibe 10 000 Mund-Nase-Bedeckungen. Das Material dafür kam zu einem großen Teil nach einem Aufruf der Lebenshilfe aus Spenden der Bevölkerung. „Etwa 2 000 dieser Schutzmasken haben wir für den Eigenbedarf genäht, rund 8 000 Stück an Externe ausgeliefert“, so Christine Seiler stolz.