Ehepaar schenkt Lindenau-Museum wertvolle Gerhard-Altenbourg-Sammlung
Altenburg. Grandioser Glücksfall: Ein Ehepaar aus dem baden-württembergischen Leinfelden-Echterdingen ist seit vielen Jahren im Besitz einer Sammlung von Zeichnungen des Künstlers Gerhard Altenbourg. Jetzt haben die beiden Senioren ihren wertvollen Kunstschatz, dessen Wert auf mehr als eine halbe Million Euro geschätzt wird, verschenkt – an das Altenburger Lindenau-Museum. Ab Juni werden die Zeichnungen im Museum zu sehen sein.
Es war Wilfried Rugo, dessen Gerhard-Altenbourg-Sammlung die ehemalige Museumsdirektorin Jutta Penndorf einst ankaufen konnte, der das Altenburger Lindenau-Museum vor Monaten auf die Sammlung des Ehepaares Pfäffle in Leinfelden-Echterdingen aufmerksam machte. Relativ kurzfristig fragte das Museum bei der Vorbereitung der großen Altenbourg-Landschaftsausstellung 2014 an, ob das Ehepaar eine Landschaft von Altenbourg hätte und verleihen würde. Rasch und unkompliziert erhielten die Altenburger eine wunderschöne Zeichnung als Leihgabe. Museumsdirektorin Dr. Julia M. Nauhaus blieb weiter in Kontakt mit dem Ehepaar, besuchte Dr. Suse und Dr. Werner Pfäffle in Leinfelden-Echterdingen, kam mit den beiden ins Gespräch und erfuhr, dass sie ihre Gerhard-Altenburg-Sammlung aus Alters- und Platzgründen gedenken wegzugeben und dabei das Lindenau-Museum in Erwägung ziehen. Gut ein Jahr später war der Schenkungs-Vertrag unter Dach und Fach.
Bei der Sammlung des Ehepaars Pfäffle handelt es sich um 24 Zeichnungen von herausragender Qualität. Sie umspannen das gesamte Schaffen des Künstlers, die früheste stammt von 1948, die späteste von 1985. Jede der Zeichnungen kann als stellvertretende für die jeweilige Schaffensphase gelten, alle sind von ausgesuchter Qualität. Alle Zeichnungen sind bestens erhalten.
Der Entschluss des Ehepaares Pfäffle, die 24 mit großem Gespür für Qualität erworbenen Zeichnungen an das Lindenau-Museum zu verschenken, und zwar ohne jegliche Bedingung, beruhte in der Gewissheit, dass im Lindenau-Museum das Werk Gerhard Altenbourgs in besonderer Weise gepflegt wird. Mit dem Altenbourg-Bestand wird gearbeitet, die Werke verschwinden nicht irgendwo im Museumsdepot, wie dies wahrscheinlich in einem größeren Museum der Fall wäre.
Das Sammler-Ehepaar hat das Lindenau-Museum selbst nie besucht, aber die Kataloge der Reihe „Altenbourg im Dialog“, zur Landschafts-Ausstellung und die Ausstellungsdokumentationen haben es davon überzeugt, dass seine von 1994 bis 2013 erworbenen Werke, zu denen als 25. Werk ein großer Messingguss gehört, hier gut aufgehoben sind.
Der Leiter des Genfer Kupferstichkabinetts, Dr. Christian Rümelin, schrieb in seiner Stellungnahme: „Mit Ausnahme eines Messinggusses beinhaltet die Schenkung nur Zeichnungen, diese wiederum von einer erstaunlichen Homogenität und durchwegs hohen Qualität. In dieser Form ist sie eine der wenigen Privatsammlungen, die einen derartigen Überblick zu geben in der Lage ist. Die Sammlung ist letztlich einer der wenigen Fälle, in denen die Gesamtheit der Werke sowohl die künstlerische wie monetäre Summe der Einzelwerke übersteigt und sich aus der Zusammenstellung eine neue Perspektive und spezifische Rezeption ergibt. Der persönliche Blick des Sammlers auf Altenbourgs Schaffen, die Präferenzen und Schwerpunkte zeigen eine Stellungnahme, die in dieser Form sehr selten ist, und die gesamthaft bislang kaum publiziert ist. Die vorgeschlagene Schenkung braucht einen Vergleich mit zwei grossen, jüngst verkauften Sammlungen nicht zu scheuen, im Gegenteil, ihre Vollständigkeit und das durchwegs hohe Niveau, sind den Ankäufen der Kupferstichkabinette Berlin und Dresden teilweise überlegen.“
Der Künstler Gerhard Altenbourg wäre in diesem Jahr 90 Jahre alt geworden. Um die hochherzige Schenkung zu würdigen, aber auch als besonderes Geburtstagsgeschenk für Gerhard Altenbourg, wird die exquisite Sammlung des Ehepaars Pfäffle ab dem 5. Juni und bis zum 28. August 2016 unter dem Titel „Der Zeiten Wind, der Tage Raunen. Die Schenkung Pfäffle – Gerhard Altenbourg zum 90. Geburtstag.“ erstmals überhaupt ausgestellt. Einige der Zeichnungen sind seit Jahrzehnten nicht ausgestellt gewesen, die Sammlung als solche war überhaupt noch nie in der Öffentlichkeit zu sehen.