Das Insektenparadies immer genau im Blick
Nancy Romisch ist die jüngste ehrenamtliche Naturschutzbeauftragte im Landkreis.
Es summt und schwirrt, hier ein Falter dort eine Biene, die nach Nektar suchen. Wenn Nancy Romisch den Insekten zuschaut, die über ihre Blühwiese fliegen, dann strahlt die junge Frau mit der Sonne um die Wette. Der Erhalt der Artenvielfalt der heimischen Pflanzen- und Tierwelt liegt der 18-Jährigen besonders am Herzen. Seit November 2021 ist sie deshalb auch als ehrenamtliche Naturschutzbeauftragte im Landkreis tätig.
„Es ist sehr schön, auch einen so jungen Menschen für das Ehrenamt und den Naturschutz zu begeistern“, findet Birgit Seiler, Leiterin des Fachdienstes Natur- und Umweltschutz, von dem die Naturschutzbeauftragten berufen werden. Insgesamt 16 Bürgerinnen und Bürger engagieren sich im Altenburger Land in dieser Funktion. Nancy Romisch ist in dieser Runde mit Abstand die jüngste. Ihr Schwerpunkt ist der praktische Naturschutz. Konkret heißt das, sie kümmert sich in erster Linie um ihre Blühwiese. Auf den ersten Blick keine große Sache, mit 20 Quadratmetern auf dem elterlichen Grundstück idyllisch gelegen am Schmöllner Stadtrand. Doch Nancy Romisch, die gerade erst ihr Abitur abgelegt hat, beschäftigt sich seit rund zwei Jahren sehr intensiv mit dem Thema. „Für die Natur interessiere ich mich aber schon länger, das liegt bei einem so tollen Grundstück auch nahe“, meint sie und zeigt das kleine Insektenparadies, auf dem mehrere Dutzend Pflanzenarten gedeihen.
„Ein wenig sieht die Wiese jedes Jahr anders aus, was dann auch unterschiedliche Insekten anzieht“, erklärt Nancy Romisch. Über die letzten zwei Abiturschuljahre hat sie die Blühwiese intensiv beobachtet und im Rahmen ihrer Seminarfacharbeit Pflanzen und Tiere bestimmt, die Veränderungen dokumentiert und den Lebensraum Blühwiese mit Gartenrasen und Beeten verglichen. Sicher, es hätte sich das Erwartete auch gezeigt, die Artenvielfalt ist auf der Blühwiese um vieles größer. „Überraschend für mich war zum Beispiel, wie wenige Insekten letztlich auf den gemähten Rasen und den Beeten gerade mit nichtheimischen Pflanzen zu finden sind.“
Auch habe die angehende Studentin für Naturschutz und Landnutzung nur einen Teil der Flora und Fauna gekannt, die sie auf ihrer Blühwiese bestimmt hat. Empirische Daten, die auch jüngst die Basis für ihren Wettbewerbsbeitrag bei „Jugend forscht“ lieferten. Mit ihrem Projekt „Blühwiesen in Gärten – Ein Beitrag zur Artenvielfalt in Thüringen 2021/2022“ kam sie auf den zweiten Platz.
Ausgestattet mit fundiertem Wissen wirbt Nancy Romisch als Naturschutzbeauftragte für das Anlegen von Blühwiesen. Jeder Garten sollte ein solches Areal haben. „Davon profitieren nicht nur Pflanzen und Tiere, es ist auch ein Fleck im Garten, um den man sich wenig kümmern muss. Einmal im Jahr die Fläche mähen reicht aus“, erläutert sie. Die Samenmischung dafür sollte auf einheimische Arten beschränkt und bestenfalls so zusammengesetzt sein, dass von Frühling bis Herbst immer etwas blüht, was die Nektarsammler unter den Insekten mögen.
„Denn nicht jede Blüte ist gleich interessant für Bienen und Co.“, bestätigt Birgit Seiler. Umso wichtiger sei es darauf zu achten, was angebaut wird. So könne jeder einen Beitrag leisten, der dem Insektensterben der vergangenen Jahre entgegenwirkt. In diesem Zusammenhang liefern die Daten, die die jüngste Naturschutzbeauftragte im Altenburger Land zusammengetragen hat, eine sehr gute Basis, um den aktuellen Ist-Zustand zu erfassen, mit dem künftige Veränderungen aufgezeigt werden können.