Baumkletterer im Altenburger Land
Forstwirtlehrlinge üben mit Kletterausrüstung an hohen Eichen das fachgerechte Entfernen von Totholz.
Für vier junge Baumkletterer stand der Ostersamstag ganz im Zeichen der Verfeinerung ihrer Fähigkeiten in der Kunst des Erklimmens hoher Bäume und deren Pflege. Ort des Geschehens war die Verbindungsstraße von Hartha nach Dobra im Westen des Altenburger Landes. Im Fokus hatten sie fünf alte Eichen mit hohem und starken Totholzanteil in den ausladenden Kronen.
Der Damm des frisch sanierten Teiches unweit des Prehnaer Holzes, ein Projekt des Landschaftspflegeverbandes Altenburger Land, beherbergt drei imposante alte Eichen. Das Wegegrundstück befindet sich im Eigentum der Stadt Schmölln, die ihre Bäume gerne für ein Übungsseminar in der Baumpflege bereitstellte. Bauamtsleiter Reiner Erler freute sich über die Maßnahme in der Kulturlandschaft.
Die Eichen sind ungefähr 24 Meter hoch, haben einen Brusthöhendurchmesser von über 90 Zentimetern und sind mehr als 150 Jahre alt. Im Laufe der Jahre entstehen oft starke Totäste. Sie brechen mit der Zeit vorzugsweise bei starkem Wind und Sturm herunter. Dabei hinterlassen sie am Stamm häufig Ausrisse und Einbrüche, die Eintrittspforten für Pilze und darauffolgende Holzfäulen sind. Das wirkt sich langfristig negativ auf die Vitalität des Baumes aus. Beobachtungen der letzten Jahre haben gezeigt, dass Eichen durch den Abwurf starker Äste auf Trockenstress infolge des Klimawandels reagieren.
In diesem Sinne rückten Anfang April die drei Forstwirtlehrlinge Tim Weber, Hendrik Thiele und Jonas Herrmann aus, unterstützt von Forstwirt William Thiele. Die untere Naturschutzbehörde des Landkreises war informiert und durch ihren Forstassessor Thomas Neidhardt anwesend, auf den die Initiative der Maßnahme zurückging. Die Arbeiten wurden in der Freizeit ausgeführt. Mit Seilkletterausrüstung ging es in die Wipfel der Bäume. Dazu wurde zunächst ein Wurfbeutel als Gewicht geworfen oder mit einer Wurfbeutelschleuder in die Baumkrone geschossen. Danach begann das Aufbaumen alleine mit Muskelkraft. Am jeweiligen Totast angekommen wurde dieser in drei Schritten abgetrennt. Erster Entlastungsschnitt von der Astunterseite her, zweiter Schnitt von oben. Schließlich ein dritter Schnitt auf dem Astkragen. Gleiches gilt für bereits eingewachsene abgestorbene Äste. Astkragenzone und Rindenüberwallung bilden eine biologische Barriere. Sie dürfen nicht verletzt werden. Die drei Lehrlinge nutzten das Übungsseminar als Vorbereitung für einen demnächst anstehenden Seilkletterkurs der Stufe B. Jonas Herrmann, Tim Weber und Hendrik Thiele erlernen den Beruf des Forstwirtes beim Staatsbetrieb Sachsenforst und befinden sich im dritten Lehrjahr. Überbetriebliche Ausbildung und Berufsschule finden in Morgenröthe-Rautenkranz statt.
ZTV-Baumpflege und die Entfernung von Totholz sowie Verkehrssicherung sind als schonende Form- und Pflegemaßnahmen auch in der Saftzeit zulässig. Liegen konkrete naturschutzrelevante Gründe vor sind derartige Maßnahmen allerdings nicht gestattet.