20 Jahre Technisches Hilfswerk in Altenburg und Thüringen
Altenburg. Am vergangenen Samstag (2. Juli) feierten der Altenburger Ortsverband des Technischen Hilfswerks (THW) und der Landesverband Sachsen, Thüringen ihr 20-jähriges Bestehen. Zum offiziellen Festakt im Bachsaal des Altenburger Schlosses war auch Bundesinnenminister Thomas de Maizière, zu dessen Verantwortungsbereich das THW gehört, zu Gast. Er betonte vor allem, dass ohne Ehrenamt vieles nicht funktionieren würde. Landrätin Michaele Sojka gratulierte Manuel Almanzor, dem THW-Landesbeauftragten und Ronald Reiß, dem THW-Ortsbeauftragten für Altenburg ebenfalls: „Für all Ihr Engagement möchte ich mich bei Ihnen und Ihren Kollegen bedanken. Es ist keine Selbstverständlichkeit, sich in seiner Freizeit so leidenschaftlich für andere Menschen einzusetzen und ihnen zu helfen, wie Sie es tun.“ Nach dem Festakt nahm sich Reiß die Zeit und sprach mit Amtsblatt-Redakteur Tom Kleinfeld über die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des THW.
Herr Reiß, 20 Jahre THW – Sie sind seit 15 Jahren dabei – was ist Ihnen besonders in Erinnerung geblieben und welche Aufgaben erfüllt das THW generell?
Ein herausragendes Ereignis in den 20 Jahren war die Gründung der Jugendgruppe vor 14 Jahren. Es macht Spaß, den Mädchen und Jungen zuzusehen, mit welchem Eifer sie sich an der Ausbildung erfreuen. Drei meiner Führungskräfte haben in der Jugendgruppe angefangen. Ganz allgemein gesprochen, sind wir dafür zuständig, mit unseren technischen Fahrzeugen, Werkzeugen etc. Feuerwehr und Polizei zu unterstützen – man spricht dabei von der örtlichen Gefahrenabwehr. So leuchten wir beispielsweise Tatorte/Einsatzstellen der Polizei aus und helfen beim Orten, Retten und Bergen. Wie schon angesprochen, sind wir zudem im Katastrophenfall – wie eben Hochwasser oder Stromausfall – im Einsatz oder wir entsenden Fachberater in die Katastrophenschutzstäbe der Städte, Gemeinden oder Länder.
Wie ist das THW eigentlich organsiert und wie viele Mitglieder haben Sie?
Das THW ist eine ehrenamtlich geführte Bundesbehörde, die direkt unserem Bundesinnenminister Thomas de Maizière unterstellt ist. Generell gibt es den Auftrag vom Bund, dass jeder Landkreis einen THW-Standort betreiben muss. Altenburg ist nicht nur Sitz unseres Ortsverbandes, sondern auch der Sitz des Landesverbandes für Sachsen und Thüringen. Deshalb freue ich mich sehr, dass sich Herr de Maizière die Zeit genommen hat, und zu unserer Festveranstaltung anwesend war. Denn wir arbeiten in unserem Ortsverband alle ehrenamtlich, gehen hauptberuflich teilweise komplett konträren Tätigkeiten nach und verleben unsere Freizeit beim THW. Der Besuch des großen Chefs sozusagen war eine tolle Würdigung unserer Arbeit. Unsere Altenburger Gruppe besteht momentan aus 35 Helfern sowie 18 Jungen und Mädchen in unserer Jugendgruppe.
Was lernen die jungen Menschen bei Ihnen?
Zunächst einmal werden alle Kinder und Jugendliche im Alter von 10 bis 17 Jahren in handwerklichen Grundfertigkeiten wie Bohren, Sägen, Feilen oder Messen geschult. In der weiteren „Laufbahn“ werden sie dann zu sogenannten Jugendhelfern ausgebildet – während der Ausbildung werden auch spezielle Kenntnisse für unsere Technik erworben. Die Jungen und Mädchen können zudem die Junghelferabzeichen in Bronze, Silber und in Gold ablegen, wobei das Abzeichen in Gold der Grundausbildung gleichgesetzt – somit ist man mit diesem „Abschluss“ mit dem 18. Lebensjahr einsatzfähig. Wer über 18 Jahre alt ist und zuvor nicht das Junghelferabzeichen in Gold absolviert hat, muss an der Grundausbildung teilnehmen. Diese befähigt, im Einsatz richtig mit dabei zu sein. Daran schließt die Fachausbildung an – ein lebenslanges Lernen quasi. Denn man muss stets nachweisen, dass man sich jährlich fortbildet. Die Ausbildung erfolgt immer kostenfrei an unserem Standort an der Julius-Zinkeisen-Straße 11.
Wer Interesse hat – egal welches Alter und egal ob Frau oder Mann – kann einfach bei uns unter 03447 861800 anrufen und einen Termin zum Schnupperdienst vereinbaren. Auf unserer Homepage steht immer der aktuelle Dienstplan. Wir suchen momentan vor allem Frauen und Männer mittleren Alters, bei denen die Kinder vielleicht schon größer sind und dadurch etwas mehr Freizeit besteht. Die Erfahrung hat mich gelehrt, dass Frauen oftmals Angst vorm Umgang mit der komplexen Technik haben, sich dadurch nicht durchringen können, bei uns mitzumachen. Allerdings ist die Angst komplett unbegründet. Nach der Ausbildung sind unsere Frauen teilweise auch besser als die männlichen Kollegen.
Weiterhin möchten wir gern eine Minigruppe im Alter von sechs bis neun Jahren aufbauen. Dafür benötigen wir jedoch noch einen Betreuer – wenn möglich mit Erzieherausbildung.
Wie läuft die Alarmierung im Ernstfall ab und was für technische Geräte bedienen THW-Mitglieder?
Die Alarmierung erfolgt immer über die Einsatzleitstelle auf meinen Piepser. THW-intern haben wir dann eine SMS-Alarmierung. Ein möglicher Verdienstausfall – wenn der Einsatz in die Arbeitszeit fällt – wird den Arbeitgebern vergütet.
Unser technischer Zug besteht aus einem Zugtrupp (Schnittstelle zur Einsatzleitung), zwei Bergungsgruppen und einer sogenannten Fachgruppe. Bei uns in Altenburg ist die Fachgruppe ein Aggregat zur Elektroversorgung bei einem Stromausfall. Für den technischen Zug brauchen wir mindestens 18 Männer bzw. Frauen im Einsatz – da wir jedoch alle hauptberuflich anderen Tätigkeiten nachgehen, sind unsere derzeitigen 35 Mitglieder manchmal etwas wenig, da immer wieder Leute arbeits- oder urlaubsbedingt ausfallen. Wir freuen uns wirklich über jeden, der sich für das THW begeistern kann – unser dienstältestes Mitglied begeistert sich wirklich schon seit mehr als 20 Jahren für das Technische Hilfswerk.
Gibt es sonst noch Vorteile, die man als THW-Mitglied genießt?
Neben der kostenfreien Ausbildung, die einem auch viel „Handwerkszeug“ für das alltägliche Leben lehrt, bekommt man bei uns auch ein Kameradschafts-Gefühl vermittelt – gerade für junge Menschen sehr wichtig. Auch besteht die Möglichkeit, über das THW vergünstigt den LKW-Führerschein zu machen und man kann sich als THW-Helfer in einem Fernstudium zum Ausbilder mit IHK-Prüfung weiterbilden – auch dies kann beruflich von Nutzen sein.
Vielen Dank für das Gespräch.