Bedrich Smetana (1824-1884): Má vast (Mein Vaterland)
„Als der letzte Ton verklungen war, brach ein wahrer Orkan der Begeisterung los ... Das Publikum sprang von seinen Plätzen auf, schwenkte Hüte und Schals und applaudierte dem Meister, der, auch ohne eine einzige Note seiner eigenen Komposition zu hören, sichtlich begeistert war.”
Wenn man dieses Zeugnis von Zeitgenossen liest, könnte man meinen, es handele sich um die Uraufführung von Ludwig van Beethovens Neunter Symphonie. Aber nein, in diesem Fall geht es darum, wie das tschechische Publikum 1882 die Uraufführung von Bedřich Smetanas Zyklus Má vlast begrüßte.
Der Komponist schrieb den Zyklus der sechs symphonischen Dichtungen Mein Vaterland in fünf Jahren, von 1874 bis 1879. Der Beginn der Arbeit an diesem Werk fiel mit der völligen Taubheit des Komponisten zusammen. Dennoch gilt dieser Zyklus, wie auch die anderen späten Werke Smetanas, als das Beste aus seinem Schaffen.
Die Teile des Zyklus haben programmatische Titel. Vysehrad (Hohe Burg) erzählt von der alten Burg der böhmischen Fürsten auf einem hohen Felsen, die die Zugänge zu Prag bewacht. Vltava (Moldau) ist der populärste Teil des Zyklus, der vom Fluss erzählt, welcher durch ein böhmisches Dorf fließt, von tanzenden Wassergeistern, den Stromschnellen und der Mündung in die Elbe. Sarka erzählt von der Rache eines Mädchens, das von seinem Seelenverwandten betrogen wurde. Aus den Wäldern und Feldern Böhmens schildert die böhmische Landschaft, Tabor ist eine hussitische Festungsstadt, und Blanik erzählt das Schicksal der Anhänger des böhmischen Theologen Jan Hus.
Mein Vaterland wurde für die Tschechen zum Symbol der nationalen Bewegung. In den 1930er Jahren wurde der Zyklus wegen seines starken nationalistischen Charakters von den Nationalsozialisten verboten, und 1990 wurde es Symbol für die Befreiung der Tschechischen Republik von der kommunistischen Herrschaft.
Ein Einführung in die Werke findet um 18:45 Uhr in der gleichen Spielstätte statt.