Denkmalpreise vergeben
Ehrung für Benjamin Dittrich und das Marionettentheater ...
Landkreis. Zum 20. Mal jährte sich am 9. September der in ganz Deutschland begangene Tag des offenen Denkmals. Wieder waren Tausende im Altenburger Stadtgebiet und im Landkreis unterwegs, um historische Denkmale zu besichtigen, die sonst nicht permanent für jedermann zugänglich sind. Eröffnet wurde der Denkmaltag mit einer gemeinsamen Festveranstaltung von Stadt und Landkreis in der Altenburger Brüderkirche, während der besondere Leistungen in der Denkmalpflege gewürdigt wurden. Für hervorragendes bürgerschaftliches Engagement auf dem Gebiet der Denkmalpflege im Landkreis Altenburger Land wurden der Eigentümer des Vierseithofes Obere Heerstraße 7 in Selka, Zimmermann Benjamin Dittrich, und das „Traditionelle Marionettentheater Dombrowsky“ ausgezeichnet.
Der denkmalgeschützte Vierseithof in Selka stammt aus der Mitte des 18. Jahrhunderts und ist aufgrund seiner unverfälscht erhaltenen Elemente und seiner Gestaltung ein bedeutendes Beispiel historisch ländlicher Bauweise. Der letzte Besitzer verließ das Gehöft Ende der 90er Jahre. Danach stand es leer und war dem Verfall preisgegeben. 2008 erwarb Benjamin Dittrich das Anwesen in einem äußerst maroden Zustand. Doch der gelernte und heute selbstständige Zimmermann und Bautechniker begann nach umfangreichen Sicherungsmaßnahmen an den Gebäuden Schritt für Schritt, die verbliebene Originalsubstanz schonend und denkmalgerecht wieder instand zu setzen. Heute sind die Dächer wieder intakt, alle Gebäude konnten erhalten werden, die Scheune ist instandgesetzt und eine Werkstatt eingerichtet. Der Backofen wurde restauriert und ist funktionstüchtig. Auch das Wohnhaus mit seinen aufgearbeiteten Fenstern, dem Umgebinde und der historischen Bohlenstube ist bezugsfertig. Mit dem Erhalt dieses Hofes in exponierter Lage am Ortseingang von Selka leistete Benjamin Dittrich zudem einen wichtigen Beitrag für den Erhalt und die Aufwertung des Ortsbildes.
Über sieben Generationen pflegt die Familie Dombrowsky den Berufsstand der Puppenspieler. Seit 1980 bespielen die Eheleute das original erhaltene Wandermarionettentheater, das sie von Curt Kressig, einem nahen Verwandten, übernahmen. Damit galt es aber auch, dieses Theater mit all seinem historischen Bühnenmaterial - alte Rollenvorhänge, Bühnenbilder, Marionetten und Zubehör - zu pflegen und zu erhalten. Dies geschah sehr behutsam, teilweise mit professioneller Unterstützung der Puppentheatersammlung Dresden und mit Studenten der Hochschule für Bildende Künste Dresden. 1999 erwarb die Familie in Engertsdorf einen ehemaligen Bauernhof. Das heute über hundert Jahre alte Theater musste geschont werden und so wurde im Stallgebäude ein Theatersaal eingerichtet und die historische Wanderpuppenbühne fest installiert. Der „Hinteruhlmannsdorfer Komödiantenhof“ ist heute Sitz des 1999 gegründeten Fördervereins „Mitteldeutsches Wandermarionettentheater“ e. V., der dort mit vielen Projekten die Tradition der Marionetten- und Puppenspieler für die Öffentlichkeit erlebbar macht. Das historische Marionettentheater ist heute das einzige seiner Art, das sich noch im Besitz eines Puppenspielers befindet. Und es ist auch das einzige der 170 Wandertheater, die um 1900 existierten, was in dieser geschlossenen Form erhalten und vor allem noch bespielbar ist.
Beatrice Müller, Mitarbeiterin der Denkmalbehörde des Landkreises, zieht einmal mehr ein überaus positives Fazit des diesjährigen Denkmaltages: „Auch wenn man nach 20 Jahren unmittelbarer Beteiligung am Denkmaltag meint, es könne einen nichts mehr überraschen, täuscht man sich jedes Jahr aufs Neue. Tausende Besucher waren im Landkreis unterwegs. Unser Kreis hat eben mit seinen typischen ländlichen Bauten und auch mit seiner Industrie- oder Bergbaugeschichte einige Besonderheiten zu bieten. Und das, so belegten es die Autokennzeichen der Fahrzeuge auf den überfüllten Parkplätzen vor den Denkmalen, macht immer mehr Besucher aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen neugierig. Der „Tag des offenen Denkmals“ ist auch wegen der Vielfältigkeit der Dinge, die den Besucher erwarten, durch keinen anderen kulturellen Höhepunkt in der Region zu überbieten. Für diese Leistung gilt allen Organisatoren Respekt und Dank.“