"Das Bauernreiten ist für mich wie eine Zeitreise"
Landkreis. Eine besondere Leidenschaft lebt durch besondere Menschen " im Altenburger Bauernhöfe e.V. verbindet diese Menschen die Liebe zu einer längst vergangenen Zeit, ihren Zeremonien und dem traditionellen Handwerk. Es sind einmal die Hofbesitzer, die sich ihre ganz eigene Welt mit einem unverwechselbaren Ambiente schaffen, für manche ein Lebenstraum und -werk. Es sind aber auch Mitarbeiter des Vereins, wie beispielsweise Winfried Schilling, einem Mann mit "goldenen Händen", der historische Kutschen wieder zu neuem Leben erweckt. Mehrere Wochen braucht der gelernte Tischler, bis ein Wagen repariert und lackiert ist und die Sitze gepolstert sind. Es sind die Näherinnen, die sich ganz der Handarbeit verschrieben haben und die prächtigen, aufwändigen Trachten fertigen und reparieren. Und es sind diejenigen, die die Bauernhofbörse im Internet betreuen, um bundesweit neue Hofbesitzer zu finden, um die ganz besondere Kultur und die bedrohten Höfe unserer Region zu erhalten.
Für die Interessenten sind es meist die Details, wenn sie sich für ein solches Gebäude entscheiden " ein schönes, in die Jahre gekommenes Fachwerk mit dunklen Holzbalken, eine historische Stallung oder ein verwilderter Kräutergarten. Den oft bewegten Geschichten, dem ganz eigenen, unverwechselbaren Charakter und Charme sind auch die rund 60 Mitglieder des Altenburger Bauernhöfe e.V. längst erlegen. Der Vorsitzende Martin Burkhardt erzählt im Interview, wie der Verein versucht, auch die Öffentlichkeit für Denkmalpflege und die große Zeit der Bauern im Altenburger Land zu begeistern und zu sensibilisieren. In diesem Sommer soll dies unter anderem durch die beliebten Bauernhofkonzerte mit der Philharmonie Thüringen und den Feierlichkeiten an der Bockwindmühle Lumpzig zum 275. Erbauungsjahr geschehen.
Herr Burkhardt, Sie teilen mit mittlerweile 60 Mitstreitern die Liebe zu alten Höfen und ihrer Geschichte, den Trachten, den Zeremonien, der Lebensart. Was treibt Sie an?
Martin Burkhardt: Für mich hat diese Zeit einen ganz besonderen Zauber. Es hat auch etwas von Entdeckertum, immer tiefer in eine längst vergangene Epoche vorzudringen, sich mit unterschiedlichsten Details zu beschäftigen oder selbst bei verschiedenen Anlässen eine solche Tracht zu tragen. Das Bauernreiten ist für mich jedes Mal wie eine Zeitreise. Deshalb liegt es mir und vielen anderen Mitstreitern unheimlich am Herzen, diese große Tradition am Leben zu halten und auch andere dafür zu begeistern. Bei meinen Streifzügen durch das Altenburger Land und die angrenzenden Regionen habe ich gesehen, wie gefährdet unzählige alte Höfe sind. Vieles wird abgerissen, obwohl es überhaupt nicht abbruchreif ist. Ich kann überhaupt nicht nachvollziehen, dass der Abriss oft sogar gefördert wird, obwohl es viel sinnvoller wäre, die Menschen, die sich für einen Bauernhof oder ein anderes historisches Gebäude entscheiden finanziell zu unterstützen.
Tatkräftige Unterstützung findet man aber beim Verein Altenburger Bauernhöfe?
Ja. Unsere erfahrenen Mitglieder beraten vor dem Kauf und bei der Renovierung. Sie vermitteln Kontakte zu Fachleuten und qualifizierten Handwerkern und geben gerne "Hilfe zur Selbsthilfe" in Form von praktischen Übungen oder Anleitungen. Unsere Mitglieder sind teilweise selbst Zimmerer, Lehmbauer, Tischler, Statiker und Architekten. Unsere Unterstützung ist ehrenamtlich, die Beratung somit kostenlos.
Der Austausch untereinander funktioniert außerdem sehr gut. Jährlich organisieren wir besondere Exkursionen in Höfe, die sonst nicht zugänglich sind, so entdecken wir selbst immer wieder Neues.
Bei dem Wunsch, einen baufälligen Hof zu restaurieren, schrecken viele zunächst vor den Kosten zurück"
Selbstverständlich braucht es ein gewisses Budget, so ein Projekt dauert seine Zeit. Aber dennoch: Mit Eigenleistung und guten Ideen lässt sich etwas Dauerhaftes schaffen, das auf lange Sicht nicht teurer ist als eine Eigentumswohnung oder ein Eigenheim und dabei eine ganz andere und besondere Wohn- und Lebensqualität hat. So ein Projekt gehen meist auch Leute an, die ihren Lebensschwerpunkt und Ihr Verständnis ändern wollen, die bewusst leben und nachhaltig denken. Ich habe den Eindruck, dass das Bewusstsein wächst und sich viele einfach zurückbesinnen.
Mit den zahlreichen Veranstaltungen und Aktivitäten tut der Verein viel dafür, die Öffentlichkeit für Denkmalpflege zu sensibilisieren. Welche Highlights gibt es 2007?
Im Moment fiebern wir dem lange ersehnten Richtfest für den neuen Dachstuhl der Bockwindmühle am Pfingstsamstag dem 26. Mai entgegen. Neben einer Radtour mit dem Fremdenverkehrsverband und einem Dankgottesdienst mit Pfarrer Olaf Sorge wird es am selben Abend erstmals ein Jazzkonzert an der Mühle geben. Glücklicherweise ist es uns in Zusammenarbeit mit dem Jazzklub Altenburg gelungen die Begleitband der Prinzenraubfestspiele "red5" alias Johannes und Andreas Uhlmann & friends zu engagieren. Karten hierfür sind ab sofort bei der Altenburger Tourismusagentur erhältlich. Am Pfingstmontag findet anlässlich des 14. Deutschen Mühlentages die Geburtstagsfeier an der Bockwindmühle Lumpzig zu ihrem 275. Erbauungsjahr statt, dort laden wir zum Mühlenfest mit Handwerkermarkt ein.
Bei den drei Bauernhofkonzerten im Juni in Priefel, Würchwitz und Vogelsang werden wieder die Musiker der Philharmonie Thüringen im wunderschönen Ambiente alter Gutshäuser und Höfe spielen. Das sind sicherlich auch interessante Angebote für die Besucher der BUGA und des BUGA-Begleitprojektes im Landkreis.
Bis zum 8. September, dem Tag des offenen Denkmals, sollen sich nach vielen Jahrzehnten endlich auch wieder Flügel an der Mühle drehen. Vom 20. bis 23. September haben sich Bauernhausforscher aus ganz Deutschland zu einer mehrtägigen, wissenschaftlichen Veranstaltung angemeldet. Zweck dieser Tagung soll u. a. sein, unsere etwas in Vergessenheit geratene Bauernhoflandschaft wieder bekannt zu machen. Wir sind fest davon überzeugt, dass danach der Altenburger Bauernhof in der Fachwelt wieder unter die Top5 der bedeutenden Erscheinungsformen deutscher Volksarchitektur aufsteigen wird.
Unsere Termine und Veranstaltungen sind auch in unserem Flyer oder auf unserer Homepage nachzulesen.
Auf Ihrer Internetseite findet sich auch eine Bauernhofbörse. Wie genau funktioniert die?
Wir veröffentlichen dort kostenlos Expertisen von bäuerlichen Gebäuden und Höfen, die zum Verkauf stehen. Interessenten können sich dann an uns wenden, wir stellen den Kontakt zum Eigentümer her und beraten auf Wunsch zu Kauf und Sanierung. Erste Höfe konnten übrigens dadurch schon an den Mann gebracht werden. Diese Aktion wird immer weiter ausgebaut und wir hoffen damit auch, weitere Mitstreiter zu finden. Neue Mitglieder sind immer willkommen. Man muss auch nicht unbedingt selbst einen Hof besitzen, sondern sich einfach für die besondere Kultur der Höfe und die Traditionen begeistern.
Vielen Dank für das Gespräch!