Bioökonomie erwirtschaftet ein Zehntel des Gesamtumsatzes im Landkreis
Schaufenstertag im Landratsamt gibt Ausblick auf Zukunftschancen und führt Akteure zusammen.
Am 22. Februar findet im Landratsamt Altenburger Land ein „Schaufenster-Tag Bioökonomie“ statt. In der Zeit von 10 bis 16 Uhr stellen regionale Akteure ihre Ansätze aus dem Bereich der Bioökonomie vor. Zielstellung ist die Stärkung Wirtschaftskreisläufe und Wertschöpfungsketten in der Region. Dabei sollen bioökonomische Prozesse eine zentrale Rolle spielen.
Aufgrund seines hohen landwirtschaftlichenwirtschaftlichen Nutzflächenanteils in Verbindung mit einer sehr guten Bodenqualität bietet das Altenburger Land beste Ausgangsbedingungen für bioökonomische Stoffkreisläufe. Mit Einbindung der regionalen Lebensmittelwirtschaft lassen sich bioökonomische Prozesse und Kreisläufe stärken. Der Schaufenster-Tag wird in Kooperation mit dem Deutschen Biomasseforschungszentrum gGmbH (DBFZ), der Pi Innovation Culture GmbH und der W³ Wandel-Werte-Wege gGmbH aus Altenburg umgesetzt.
Die Veranstaltung bietet die Möglichkeit, eigene Ansätze, Ideen und Projekte kurz vorzustellen. Interessierte können sich über strukturwandel@altenburgerland.de anmelden. Die Ergebnisse des Schaufenster-Tags fließen im März in einen Konzept-Tag ein. Aus beiden wird später im Rahmen des Modellvorhabens „Progressiver ländlicher Raum“ ein strategisches Regionalentwicklungskonzept erarbeitet.
Dr. Romy Brödner: „Veganes Leder aus Apfelresten“
Im Interview beantwortet Dr. Romy Brödner die wichtigsten Fragen zum Thema. Die promovierte Volkswirtin forscht unter anderem zu Biomasse- und Wertschöpfungspotenzialen. Seit 2020 ist sie Wissenschaftlerin am DBFZ in Leipzig und befasst sich dort mit Ressourcen für die Bioökonomie. Sie entwickelt Strategien und Konzepte für deren Mobilisierung. Beim Schaufenstertag wird Brödner zum Status Quo der Bioökonomie im Landkreis sprechen.
Was ist unter Bioökonomie zu verstehen?
Dr. Romy Brödner: Allgemein ausgedrückt gehören der Bioökonomie alle Wirtschaftsbereiche an, die biologische Ressourcen wie Pflanzen, Tiere und Mikroorganismen erzeugen, verarbeiten oder nutzen. Dazu zählen Bereiche wie die Land- und Forstwirtschaft, die Ernährungswirtschaft oder die Holzindustrie. Daneben ergeben sich neue Einsatzgebiete etwa in der Chemie- und Kunststoffindustrie oder dem Automobilbau. Auch die Nutzung von Nebenprodukten sowie Rest- und Abfallstoffen zählt zur Bioökonomie. Mit diesen Technologien lassen sich Produkte wie veganes Leder aus Apfelresten herstellen. So kann Bioökonomie zukünftig und innovativ ökologische und ökonomische Entwicklungen miteinander in Einklang bringen.
Gibt es schon Bioökonomie-Projekte in der Metropolregion?
Ja, zum Beispiel im Obstbau. Auf den Plantagen werden zur Unkrautbekämpfung derzeit meist Folien auf Basis von Erdöl eingesetzt. Doch Folien können auch aus Reststoffen, die bei der Biogaserzeugung anfallen, hergestellt werden. Im Weinbaugebiet Saale-Unstrut werden gerade solche biologisch abbaubare Mulchmatten erprobt.
Worin sehen Sie die Stärken des Altenburger Landes bei der Bioökonomie?
Das Altenburger Land verfügt über sehr gute Ausgangsbedingungen. Beispielsweise werden hier viele landwirtschaftliche Produkte wie Getreide, Zuckerrüben oder Mais angebaut und verarbeitet. Darüber hinaus haben regionale Marken wie die Altenburger Brauerei, Altenburger Senf oder die Altenburger Spielkarten einen biobasierten Bezug.
Bereits heute lassen sich etwa 14 Prozent aller umsatzsteuerpflichtigen Unternehmen des Landkreises der Bioökonomie zuordnen. Der Umsatz der Branche macht ein Zehntel des Gesamtumsatzes des Altenburger Landes aus.
Welche Zukunftspotenziale verspricht die Bioökonomie im Altenburger Land?
Die Bioökonomie spielt vor allem für lokale Ansätze eine große Rolle und kann damit die Entwicklung insbesondere in ländlichen Räumen stärken. Gerade dann, wenn es gelingt, die vor Ort erzeugte Biomasse verstärkt in der Region zu verarbeiten. Das verkürzt Transportwege, ist klimafreundlich, schafft neue Wertschöpfungsmöglichkeiten und Beschäftigung und stärkt regionale Wirtschaftskreisläufe.
Welche Arbeitsschwerpunkte verfolgt Ihr Institut, das Deutsche Biomasseforschungszentrum?
Das DBFZ betreibt angewandte Forschung und Entwicklung. Zudem beraten wir die Politik im Bereich der energetischen und integrierten stofflichen Nutzung nachwachsender Rohstoffe. Bezogen auf den Forschungsbereich „Bioenergiesysteme“, dem ich angehöre, werden unter anderem regional beziehungsweise global verfügbare Biomassepotenziale bestimmt. Außerdem untersuchen wir die Optionen unterschiedlicher Biomassebereitstellungskonzepte. Mit den daraus gewonnenen Erkenntnissen liefern wir Beiträge zur Erarbeitung nachhaltiger Bioökonomiestrategien.