Bauzeitliche Fenster erstrahlen bald in neuem Glanz
Sanierung des Altenburger Lindenau-Museums.
Denkmalgeschütze Fenster fachgerecht zu restaurieren oder originalgetreu nachzubauen, das ist genau sein Metier. An vielen historischen Gebäuden Thüringens hat Tischlermeister Christian Kalkoff aus Niederroßla in den vergangenen Jahren Hand angelegt. Jetzt hat die Kreisverwaltung den erfahrenen Fachmann damit beauftragt, die verschlissenen Fenster des Altenburger Lindenau-Museums im Zuge der großangelegten, rund 48 Millionen teuren Gebäudesanierung einschließlich Herzoglicher Marstall auf Vordermann zu bringen.
63 Fenster zählt das Altenburger Lindenau-Museum im ersten und zweiten Obergeschoss. Im ersten Obergeschoss sind es noch immer genau jene, die der Altenburger Architekt Julius Robert Enger bei der Errichtung des Lindenau-Museums zwischen 1873 und 1876 einbauen ließ. Wenngleich nennenswerte Beschädigungen natürlich in der Vergangenheit fortlaufend behoben wurden, ist doch die letzte umfassende Sanierung sehr viele Jahre her und so weisen die Fenster einen hohen Grad der Verwitterung und Risse im Holz auf. Christian Kalkoff, der in Niederroßla nahe Apolda in vierter Generation eine Tischlerei mit vier Angestellten betreibt, kennt sich mit derartigen Projekten bestens aus. Vor noch nicht allzu langer Zeit gingen bereits die Fenster des Wartburg-Torhauses, die von Schloss Friedenstein, vom Stadtschloss Weimar und von der Bibliothek Anna Amalia Weimar durch die Hände des 39-Jährigen, der sich auf die denkmalgerechte Sanierung von Kulturdenkmälern spezialisiert hat.
Vor Ort in Altenburg hat Christian Kalkoff mit seinem Team vor wenigen Tagen im ersten Obergeschoss des Lindenau-Museums die ersten Fenster ausgebaut, in seine Werkstatt nach Niederroßla abtransportiert und die Öffnungen in der Fassade fachgerecht mit Platten verschlossen. „Zuerst wird jeder der vier Flügel eines Rundbogenfensters von uns vorsichtig entglast. Dafür ist ein bisschen Fingerspitzengefühl erforderlich, denn die Scheibe ist kaum drei Millimeter dick. Im Anschluss wird der Fensterrahmen mit Heißluft von sämtlichen Farbschichten befreit und geschliffen, die verwitterten Wetterschenkel werden neu gebaut und ausgewechselt. Dafür verwenden wir Eichenholz“, erklärt Christian Kalkoff die einzelnen Arbeitsschritte. Danach könne man den Rahmen neu streichen und das Glas wieder einsetzen. Auch die Fensterbeschläge aus Naturhorn hat der Tischlermeister mit seinen Kollegen bis dahin überarbeitet. Alles in allem, so hat Christian Kalkoff kalkuliert, sind etwa 32 Arbeitsstunden erforderlich, um ein 1,85 Meter mal 3,40 Meter großes historisches Fenster neu aufzubereiten. Ein Prozess, der sich über die nächsten Monate erstrecken wird.
Während Kalkoff die 30 Holz- beziehungsweise Holz-Stahl-Fenster aus der ersten Etage des Neo-Renaissance-Baus etappenweise restauriert, wird er jene 33 aus dem zweiten Obergeschoss originalgetreu nachbauen. Damit will er zu Beginn des neuen Jahres loslegen, hat dafür bereits sechs Kubikmeter feines Thüringer Eichenholz geordert und mit den ersten vorbereitenden Arbeiten begonnen. „Wir sind im Moment dabei, für diese Fernster nach historischem Vorbild die je achtzig Zentimeter langen Wetterschenkel zu fräsen. Das werden immerhin 240 laufende Meter sein“, lässt der Meister wissen. Und so wird in den kommenden Monaten ein altes Fenster nach dem anderen in neuem Glanz erstrahlen – ein sichtbares Zeichen dafür, dass die Sanierung des Altenburger Lindenau-Museums weiter voranschreitet.
Erheblicher Platzmangel, eine veraltete Ausstattung etwa bei technischen Anlagen und sanitären Einrichtungen, nicht vorhandene Klimatechnik und ein fehlender barrierefreier Zugang machen die umfangreiche Sanierung erforderlich. Dabei handelt es sich um die größten baulichen Veränderungen seit der Errichtung des Museumsgebäudes im Jahre 1876. Aus diesem Grund ist das Haus an der Gabelentzstraße seit Januar 2020 geschlossen. Das Interim des Museums befindet sich in der Kunstgasse 1 in Altenburg.