"Altenburg: Provinz in Europa"
Altenburg. Unter dem Titel "Altenburg: Provinz in Europa" präsentiert das Lindenau-Museum in Altenburg vom 23. September bis 20. Januar 2008 sein wohl aufwendigstes Projekt der letzten Jahre. Was es damit auf sich hat, was die Besucher erwarten können und warum Bürger aus unserer Region es nicht versäumen sollten, diese besondere Ausstellung zu besuchen, dazu sprach Amtsblatt-Redakteurin Silke Manger mit der Direktorin des Lindenau-Museums Jutta Penndorf.
In vielen Einrichtungen, Institutionen und Geschäften der Region bewerben Sie derzeit Ihre neue Ausstellung. Was hat es auf sich mit "Altenburg: Provinz in Europa"?
Jutta Penndorf: Die Ausstellung selbst ist eine künstlerische Auseinandersetzung mit Entwicklungen von europäischen Kleinstädten im Rahmen der Globalisierung am Beispiel Altenburgs. Viele Informationen darüber finden Interessierte bereits seit einer Woche auch im Internet unter www.lindenau-museum.de. Außerdem wollen wir an ausgewählten Orten der Stadt Wandzeitungen kleben, die das Projekt erläutern und Gespräche anregen. Mit einer Galerie in London wird es einen Austausch zwischen Altenburger und Londoner Plakaten geben.
Heißt das, in den nächsten Monaten wird im Lindenau-Museum die Stadt Altenburg zu sehen sein?
Ja. Sicherlich ist Altenburg nicht "die" ultimative Kleinstadt in Deutschland, dennoch eine der schönsten Städte mit einer ungewöhnlichen kulturellen Vergangenheit und einem ungewöhnlichen Kunstbesitz. Im Rahmen dieser Ausstellung geht es nicht darum, eine reine Kunstausstellung über die Stadt zu machen, sondern es geht darum Fragen aufzuwerfen. Welche Zukunft, welche Chancen hat Altenburg, was ist das Besondere der Skatstadt und was macht sie unverwechselbar? Auf die meisten Fragen haben wir keine schnelle Antwort. Aber wir möchten mit dieser Ausstellung neue Wege eröffnen und gleichzeitig mit allen über die Stadt nachdenken, was für die Zukunft hier wichtig ist und was nicht.
Was soll dabei das Besondere sein?
Wir haben rund 60 Künstler, Fotografen, Architekten, Stadtplaner, Kunsthistoriker, Schriftsteller und Publizisten eingeladen. Darunter Altenburger, die hier leben, früher hier gelebt haben und neue Mitbürger. Aber vor allem auch Menschen, die diese Stadt erst durch die Vorbereitung dieser Ausstellung kennen gelernt haben. Sie alle haben über Altenburg recherchiert, gelesen, niedergeschrieben und umfassende Überlegungen angestellt. Die dabei entstandenen Erlebnisse werden in Gemälden, Grafiken und Fotografien gezeigt und mit anderen Medien wie z. B. Filmen und Dokumentationen verknüpft. Das alles können die Besucher in einer Ausstellung im Lindenau-Museum, einem neu erscheinenden Buch, einer Werkstatt in der Dietrich-Bonhoeffer-Schule und in einem umfangreichen Begleitprojekt erleben.
Alljährlich wird Ihr Museum von einer Vielzahl von Besuchern auch aus dem Ausland besucht. Dennoch wünschen Sie sich, dass auch Altenburger noch mehr Interesse für das Lindenau-Museum zeigen. Bietet sich dafür nicht die neue Ausstellung geradezu perfekt an?
Selbstverständlich. Wer sich für Altenburg und seine Heimat interessiert, der kann in der neuen Ausstellung ganz viel über die Stadt und die Region sehen und erfahren. Auch für auswärtige Besucher gibt es spannende Geschichten, schöne Einblicke und Sichtweisen auf Altenburg. Das Interessante für die Menschen aus der Region sind dabei sicher die ungewöhnlichen Sichtweisen von außerhalb auf Altenburg. Auch Künstler aus dem Ausland haben sich ganz intensiv mit der Stadt auseinander gesetzt und dabei eine gewisse Faszination für die Skatstadt entdeckt.
Die neue Ausstellung besteht aus ganz vielen verschiedenen Projekten. Können Sie eines davon unseren Lesern näher vorstellen?
Ein sehr interessantes Kunstprojekt haben sich drei junge Landschaftsarchitekten aus Leipzig einfallen lassen. Neben den vielen Schönheiten, die Altenburg und das Altenburger Land zu bieten haben, sind ihnen natürlich auch die verfallenen oder teilweise leer stehende Häuser aufgefallen, bei denen oftmals die Besitzverhältnisse ungeklärt sind oder um deren Erhalt sich die Eigentümer nicht kümmern.
Ihr Projekt ist eine Bingo-Lotterie, die am 20. Oktober 2007 in der Altenburger Destillerie & Liqueurfabrik gespielt wird. Hauptpreise sind Häuser und Grundstücke am Markt bzw. am Topfmarkt in Altenburg. Die Gewinnmöglichkeiten sind dabei selbstverständlich nur spielerisch angenommen, ähnlich wie beim Monopoly, da Grundstücke nur der verschenken kann, der auch Eigentümer ist.
Dennoch sind die Bürger aus Altenburg und dem Landkreis hierzu herzlich eingeladen mitzuspielen. Wer dann einen der Hauptpreise gewonnen hat, wird natürlich gefragt, was er oder sie mit dem fiktiv erstandenen Grundstück oder Haus machen würde. Neben den fiktiven Hauptpreisen gibt es auch viele echte Preise, die von Altenburger Unternehmen gesponsert werden. Sinn dieses Kunstprojektes ist es, die Altenburger Bevölkerung auf eine heitere Weise zum Nachdenken über ihre Stadt anzuregen und mit ihnen gemeinsam Ideen zu entwickeln.
Frau Penndorf, was wünschen Sie sich persönlich für die neue Ausstellung?
Natürlich sehr viele Besucher. Weiterhin wünschen wir uns, dass Altenburg als besonders attraktive Stadt künftig mehr ins Blickfeld gerät, in Deutschland aber auch international, und dass uns alle diese Ausstellung anregt, die Stadt in einen Zusammenhang mit anderen Städten und Regionen zu setzen und neue Ideen zu entwickeln - vor allem aber mehr Selbstbewusstsein.
Vielen Dank für das Inverview.