Achtbeinige Blutsauger verbreiten gefährliche Viren und Bakterien

24. Juni 2022

Robert-Koch-Institut zählt das Altenburger Land nicht zu FSME-Risikogebieten. 

Altenburg. Hämatophagie, wie es in der Wissenschaft heißt, betreiben Tiere, die sich von Blut ernähren. Dazu gehören natürlich auch Zecken. Sie sind gerade in der warmen Jahreszeit besonders aktiv. Die Spinnentiere sind jedoch nicht nur Plagegeister, die Mensch und Tier befallen. Zecken können auch Krankheiten übertragen.

Die aktuelle Karte mit den FSME-Risikogebieten ©RKI

„In gemäßigten Breiten werden durch Zecken Lyme-Borreliose und Frühsommer-Meningoenzephalitis übertragen“, erklärt Karola Hainich, ärztliche Mitarbeiterin im Gesundheitsamt des Altenburger Landes und verweist aufs Robert-Koch-Institut. Dieses erstellt jährlich eine Karte mit den Risikogebieten der meldepflichtigen Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME). Aktuell zählt das Altenburger Land nicht dazu, jedoch grenzt der südliche Landkreis direkt an drei als Risikogebiet ausgewiesene Regionen.
Grund zur Panik bestehe nicht, betont das Gesundheitsamt. Deutschlandweit wurden im vergangenen Jahr lediglich 390 FSME-Erkrankungen gemeldet. Dennoch ist Vorsicht geboten, sollte es sieben bis 14 Tage nach einem Zeckenstich zu Symptomen ähnlich einer Grippe mit mäßigem Fieber, Kopfschmerzen, Erbrechen und Schwindelgefühl kommen. Dann könnte es sich um eine FSME-Erkrankung handeln. Die Gehirnhautentzündung kann auch bleibende Schäden hinterlassen und eine spezielle Therapie gegen das FSME-Virus stehe nicht zur Verfügung, so Hainich. Lediglich die Symptome könnten behandelt werden. „Aber man kann sich mit einer aktiven Schutzimpfung gegen FSME schützen“, empfiehlt die Mitarbeiterin im Gesundheitsamt.
Anders als FSME-Viren können Zecken praktisch überall wo sie vorkommen Borrelien Bakterien übertragen. Diese lösen bei Menschen Lyme-Borreliose aus. Bei einer Erkankung werden in mehreren Stadien unterschiedliche Organsysteme geschädigt. Zuerst treten Hautrötungen und Entzündungen auf. „So beginnt die Infektion“, erläutert Karola Hainich. Typisch ist ein scharf umrandeter roter Fleck, der sich nach und nach vergrößert und im Zentrum eine Aufhellung aufweist. Im weiteren Verlauf der Lyme-Borreliose sind Nerven, Gelenke und das Herz betroffen. „Weil die Krankheit durch Bakterien ausgelöst wird, kann sie – früh genug erkannt – recht gut mit Antibiotika behandelt werden“, sagt Hainich. Eine vorbeugende Impfung, wie gegen die FSME, gebe es jedoch für die Lyme-Borreliose nicht.
Ganz davon abgesehen ist der beste Schutz das Vermeiden von Zeckenstichen. Lange Kleidung ist empfehlenswert beim Aufenthalt im Wald oder im hohen Gras. Die unbekleidete Haut kann mit einem insektenabweisenden Mittel eingerieben werden. Außerdem sollte man den Körper regelmäßig nach Zecken absuchen.

Zeckenbefall
Haustiere können auch erkranken

Neben dem Menschen suchen sich Zecken natürlich vor allem Tiere für ihre Blutmahlzeiten aus. Auch unsere Haus- und Weidetiere sind Wirte für die Parasiten. „Aus veterinärmedizinischer Sicht gehören FSME und Lyme-Borreliose ebenfalls zu den häufigsten von Zecken übertragenen Krankheiten“, so Amtstierarzt Matthias Thurau.

Schon deswegen rät der Amtsveterinär des Altenburger Landes zu Schutzmaßnahmen gegen Zeckenbefall gerade bei Hunden und Katzen. Die Vierbeiner können darüber hinaus gewissermaßen als „Zecken-Taxi“ die Plagegeister an den Menschen weitergeben.
„Eine FSME wird hin und wieder bei Schafen, Pferden oder Ziegen festgestellt. Auch Hunde erkranken manchmal mit neurologischer Symptomatik daran. Demgegenüber zeigen Katzen nach einer Infektion mit den Viren in der Regel keine Krankheitszeichen“, beschreibt Thurau.
Auch die Lyme-Borreliose tritt im Tierreich als Krankheit auf. „Jedoch ist der Wissensstand in der Veterinärmedizin geringer als in der Humanmedizin”, ordnet Thurau ein. Bekannt sei, dass Pferde, Esel, Hunde und Rinder symptomatisch daran erkranken können. Unklar sei derweil, wie Katzen und Schafe nach einer Infizierung mit den Bakterien reagieren. Das ist noch nicht umfassend genug untersucht worden.