130 Jahre Gebäude in der Lindenaustraße 9

3. Mai 2025

1826 wurde Sachsen-Altenburg durch die thüringische Erbteilung wieder ein selbstständiges Herzogtum und damit wurde Altenburg Haupt- und Residenzstadt. Zahlreiche Gebäude wie das Landgericht, das Landesbankgebäude, das Landestheater, das Lindenau-Museum oder der Bahnhof bezeugen das Repräsentationsbedürfnis, das daraus entstand.

Grundstückskauf

Alles begann 1889 mit dem Kauf des mehr als 4.000 Quadratmeter großen Grundstücks. Für eine Summe von ca. 100.000 Mark verkaufte der Altenburger Zigarrenfabrikant August Clamor Hülsemann dem Herzogtum Sachsen-Altenburg die Fläche in der Nordvorstadt.

Lindenaustraße

Die mit zahlreichen prachtvollen Villen ab Mitte des 19. Jahrhunderts entstandene Tangente nannte man ab 1865 Lindenaustraße. Der Straßenname nimmt auf den bedeutenden Astronomen, Kunstsammler, Museumsstifter und Staatsmann Bernhard August von Lindenau Bezug, dessen Familiengut, der Pohlhof, unmittelbar an die heutige Lindenaustraße angrenzt.
Eine Art Abschluss des städtebaulich bewegten 19. Jahrhunderts bildet die Errichtung des Landschafts- und Ministerialgebäudes, dem größten Monumentalbau des Herzogtums Sachsen-Altenburg.

Bauzeit und Baukosten

Der Bau des Gebäudes wurde in zwei Jahren und neun Monaten fertiggestellt. Im Juli 1892 war der Spatenstich, im September 1893 war der Dachstuhl errichtet und von 1894 bis 1895 fand der Innenausbau statt. 190 Personen, viele einheimische Firmen und Firmen aus umliegenden Orten waren beim Bau beschäftigt. Verschiedene Belege aus der Bauzeit bezeugen die Sparsamkeit des aus Leipzig stammenden Baurates Alfred Hermann Wanckel. So blieb er bei den Baukosten mit 898.046,71 Mark unter den veranschlagten 938.000 Mark. Der Bau wurde aus Steuereinnahmen finanziert.

Geschichte

Das Gebäude hat ähnlich dem Landkreis eine bewegte Geschichte. So wurde aus dem Herzogtum 1918 ein Freistaat und das Gebäude folgend als Staatsministerium genutzt. 1922 entstand durch das Thüringische Kreiseinteilungsgesetz ein neuer Landkreis Altenburg. In die Lindenaustraße 9 zog dann das Kreisamt ein. Auch andere Behörden nutzten das Gebäude: das Thüringische Bauamt, das Thüringische Bergamt, die Generalkommission, das Katasteramt, die Landesversicherungsanstalt (Außenstelle Altenburg), das Renten- und Schulamt.
Nach dem Zweiten Weltkrieg zog die sowjetische Militärverwaltung ein. Erst 1950 konnte der Kreisrat wieder zurück in das Gebäude.
Ab Juli 1952 gehörte der bisher thüringische Kreis Altenburg zum sächsischen Bezirk Leipzig. 1990 fanden Neuwahlen zu den Kreistagen und Gemeindevertretungen statt.
Seitdem befindet sich in der Lindenaustraße wieder das Landratsamt und Altenburg gehört seit dem 14. Oktober 1990 wieder zu Thüringen.

Außengestaltung

Die Architektur des prunkvollen Gebäudes ist überwiegend nach Formen der italienischen Hochrenaissance gestaltet. und entsprach damit ganz dem Vorbild Wilhelminischer Staatsbauten, die Anspruch und Macht am besten in wuchtigen Neorenaissance-Formen repräsentiert sahen.
Die Architektur des Vorderhauses passt sich mit ihren kräftigen Formen dem verwendeten Material, Bayrischer Granit aus Selb und Postelwitzer Sandstein, an.
Die Fassade besteht aus gewaltigen Granit- und Sandsteinquadern. Das dreieckige Giebelfeld wird von vier Säulen getragen. Es stellt das von zwei Löwen gehaltene Sächsische Wappen dar. Die Seiten- und Hinterflügel treten gegenüber dem imposanten Vorderbau zurück. Dort bestimmen gelbe schlesische Verblendziegel das Bild.

Innengestaltung

Die repräsentative Fassadenarchitektur findet im Inneren des Gebäudes eine Fortsetzung. Mit einer Höhe von 15 Metern und einer Länge von 18 Metern erstreckt sich der Lichthof im Zentrum des Inneren. Durch die doppelt verglaste Kuppel strömt viel Licht in den durch Etagen und Eingängen durchbrochen Raum. Unterhalb der Glaskuppel sind 16 Bild-nisse der Landesfürsten zu sehen, ebenso eine Uhr, die jede viertel Stunde schlägt und muss wöchentlich per Hand aufgezogen werden muss.
Besondere Wirkung erzielt die offene zweiseitige Treppe, die zur ersten Etage führt. Über zwei Wandelgänge gelangt man in die zweite Etage.
Durch den Lichthof gelangt man in den Landschaftssitzungssaal. Der Saal liegt quer zum Gesamtbau. Er ist 18,2 Meter lang und 12,4 Meter breit und hat die Höhe von zwei Geschossen. Sein Licht erhält er über die Fenster in der oberen Zone. Stuck, Marmor, Eichenholz und Leinenplüsch bestimmen den Raum sowie farbige bleiverglaste Fenster und die mit Ölwachsfarbe bemalte Decke. Der Landschaftssaal ist der prachtvollste Raum des Hauses und unter anderem Tagungsort des Kreistages.

Weitere interessante Geschichten rund um das Gebäude sowie Bilder sind unter www.altenburgerland.de zu finden. Zum Tag des offenen Denkmals am 14. September 2025 kann man sich wieder selbst ein Bild machen.