Erfolgreicher Start für Kinderschutzprogramm "Frühe Hilfen für Eltern und Kinder und Frühwarnsystem" im Altenburger Land
Altenburg. Am 23. Mai fand im Landratsamt in Altenburg die Auftaktveranstaltung zum Kinderschutzprogramm "Frühe Hilfen für Eltern und Kinder und Frühwarnsystem im Altenburger Land" statt. Über 200 Teilnehmer, darunter Ärzte und Kinderärzte, Hebammen, Vertreter der Polizei und der Justiz, Mitarbeiter des Jugendamtes und des Gesundheitsamtes, Bürgermeister, Fachkräfte der Jugendhilfe, aber auch Träger von Kindereinrichtungen, Krankenhäusern und Sozialarbeiter waren der Einladung gefolgt.
Bereits vor Tagungsbeginn präsentierten sich die wichtigsten Einrichtungen und Institutionen, die tagtäglich mit dem Thema Kinderschutz zu tun haben, bei einer Projektmesse im Lichthof des Hauses. Dabei haben u. a. Hebammen, die Frühförderstelle der Lebenshilfe e. V., das Kreiskrankenhaus Altenburg mit der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, das INNOVA Sozialwerk e. V. aber auch der Fachdienst Jugendamt, Soziale Dienste mit der Erziehungsberatungsstelle des Landratsamtes ihre Aufgaben und Hilfemöglichkeiten vorgestellt.
In seiner Begrüßungsrede ging Landrat Sieghardt Rydzewski auf das Erfordernis eines funktionierenden Kinderschutzes auch im Altenburger Land ein. "Der Schutz unserer Kinder muss als ein gesamt gesellschaftliche Aufgabe verstanden und wahrgenommen werden", sagte er in seiner Rede. Auch die hauptamtliche Beigeordnete und Fachbereichsleiterin Soziales und Jugend im Altenburger Land Christine Gräfe betonte in ihrer Rede die Fürsorge und den Schutz für unsere Kinder in der Gesellschaft. "Wenn auf riskante Entwicklungen wirksam reagiert werden soll, muss Kinderschutz zu einer in sich geschlossenen Reaktionskette weiterentwickelt werden. Lücken entstehen da, wo diese Reaktionskette zwischen Jugendamt und freien Träger, Ärzten, Hebammen, Polizei, Familiengericht u. a. nicht funktioniert", sagte Christine Gräfe.
Der anschließenden Fachvortrag von Dr. med. Wilfried Kratzsch, von der Kinderklinik im Städtischen Klinikum Düsseldorf stand unter dem Titel: "Kinderschutz beginnt in der Schwangerschaft". Darin wurden den Teilnehmern wichtige Erkenntnisse vermittelt, die Kindeswohlgefährdung bereits frühzeitig, vor allem an bestimmten Risikofaktoren der Eltern als auch an gewissen Auffälligkeiten der Kinder erkennen lassen. Auf rechtsmedizinische Aspekte beim Verdacht von Kindesmissbrauch wies Dr. med. Ricarda Arnold vom Institut für Rechtsmedizin des Universitätsklinikums Jena in ihrem Vortrag hin.
Den Höhepunkt der Veranstaltung bildete die Vorstellung des neuen Kinderschutz-programms im Altenburger Land. Dazu erhielten alle Teilnehmer einen Informationsflyer, auf dem die Ziele erläutert, die Angebote vorgestellt und alle wichtigen Akteure mit Adresse und Telefonnummer versehen wurden.
Das neue Kinderschutzprogramm im Altenburger Land umfasst die Bereiche Prävention, Netzwerkstelle für frühe Hilfen und Kinderschutzmaßnahmen und hat zum Ziel, riskanten Entwicklungen in Familien entgegenzuwirken sowie Kindeswohlgefährdungen frühzeitig zu erkennen und zu minimieren.
Bereits einen Tag nach der Auftaktveranstaltung hat eine Sozialarbeiterin ihre Arbeit aufgenommen. Ihre Aufgabe wird es sein, in einer Erstkontaktstelle die Vernetzung aller Rat suchenden Dienste und Einrichtungen koordinieren und Betroffenen erste konkrete Hilfsangebote vermitteln. Hier sollen vor allem Personen und Institutionen angesprochen werden, die aus ihrem Aufgabenfeld heraus mit Eltern und Kindern in Kontakt stehen.
Außerdem wurde zum 01.04. dieses Jahres eine Kinderschutzstelle eingerichtet, die im Innova Sozialwerk e. V. in Altenburg angesiedelt wurde. Eine Familienpflegerin und eine Diplom-Sozial-Pädagogin vom Innova Sozialwerk e. V. kümmern sich um Familien, in denen sich riskante Entwicklungen bei Kindern abzeichnen. Zu ihren Aufgaben zählt u. a. die Kontaktaufnahme zu den Familien, diese für Hilfe- und Unterstützungsprogramme aufzuschließen und ihnen Hilfe z. B. bei der Koordination des Tagesablaufes zu geben. Die Abstimmung, bei welchen Familien Unterstützungsangebote angebracht sind, trifft der Fachdienst Jugendamt, Soziale Dienste und Asylbewerber des Landratsamtes.
Viele der anwesenden Teilnehmer sind vom neuen Kinderschutzprogramm begeistert und wollen aktiv Mitarbeiten. Bereitschaft zeigt bisher vor allem das Kreiskrankenhaus Altenburg, die Schwangerenberatungsstelle, die Lebenshilfe e. V. und die Ergotherapie Mahn. Auch einige Bürgerinnen und Bürger wollen ehrenamtlich am neuen Kinderschutzprogramm mitarbeiten. Ein erstes Arbeitsgespräch in dem gemeinsame Konzepte entwickelt werden sollen, ist für Mitte Juni geplant.