Zurück aus dem Flutkatastrophengebiet: Das Gesehene und Gehörte hat sich eingeprägt
Altenburg. Die Flutkatastrophe in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen hat deutschlandweit große Hilfsbereitschaft ausgelöst. Auch aus dem Altenburger Land waren rund 60 Feuerwehrleute in die Hochwasserregion gereist, um beim Beseitigen der Schäden Unterstützung zu leisten. „Ich danke allen Kameraden die sich am Hilfseinsatz beteiligt haben, ich weiß, dass dieser einer der schwierigsten für Sie war. Mein ausdrücklicher Dank gilt zudem den Arbeitgebern der Kameraden, die ihre Mitarbeiter für die Hilfeleistung freigestellt haben. Nicht zuletzt die Erfahrungen der schweren Hochwasser, die 2002 und 2013 unseren Kreis heimsuchten, haben uns gelehrt, wie wichtig schnelle und unbürokratische Hilfe in solchen Situationen ist“, erklärt Landrat Uwe Melzer.
Mit einem emotionalen Gedicht und einem persönlichen Erfahrungsbericht beschreibt Steve Bauriedl-Lehmann stellvertretend für alle Helfer das Erlebte in Bad Neuenahr-Ahrweiler
Die Bilder der Verwüstung, des Elends und des Todes geben die Realität nur eingeschränkt wieder. Es fehlt der Geruch von verwesendem Fleisch, der Staub in Augen, Mund und Nase. Es fehlen die persönlichen Kontakte zu den Betroffenen und ihren emotionalen Erzählungen. Für die Katastrophenschutzeinheiten des Altenburger Landes hatte sich abgezeichnet, dass hier Hilfe in die zerstörten Gebiete gesandt wird.
Nach Abfrage durch das Landesverwaltungsamt über die Einsatzfähigkeit der Einsatzzüge wurde ein gemischter Zug aus beiden vorhandenen Zügen zusammengestellt und der Marschbefehl für den 23. bis 27. Juli herausgeschickt. Feuerwehrkräfte aus Rositz, Altenburg, Lödla, Meuselwitz, Wintersdorf, Gössnitz, Ponitz und Schmölln machten sich zusammen mit dem Betreuungszug von Johannitern und DRK am 23. Juli um 7.30 Uhr ab Schmölln auf zur Kolonnenfahrt ins 500 Kilometer entfernte Einsatzgebiet.
In Eisenach schlossen sich der Einsatzzug aus dem Weimarer Land der Kolonne an und nach knapp zehn Stunden Fahrt erreichten wir den Bereitstellungsraum am beziehungsweise auf dem Nürburgring. Dort wo sonst Hochgeschwindigkeitsveranstaltungen stattfinden, war eine logistische Meisterleistung vollbracht worden. Eine Zeltstadt mit sehr gutem Essen, Dusch- und Toilettencontainer, Schlafzelten, Werkstätten und so weiter war hier für Feuerwehr, Bundeswehr, THW und die Betreuungseinheiten errichtet worden.
Am Freitagabend zeichnete sich bei der Übergabe und Vorortbegehung im Einsatzabschnitt Bad Neuenahr-Ahrweiler ab, dass es sich nicht um alltägliche Feuerwehrarbeit handelt. Eigentlich zur Absicherung des örtlichen Brandschutzes entsandt, da die Feuerwehren in der Region selbst zerstört sind, wurde es in persönliche Nothilfe, Aufräumarbeiten mit Eimerketten, aufstellen und Befüllen von Brauchwassercontainern, ja auch Vermisstensuche und vieles mehr geändert.
Hier gab es anfänglich nicht die feuerwehrgewohnten Einsatzbefehle für die Einheiten. Im Gegenteil, die Kräfte zogen durch die zerstörten Straßen, boten den Betroffenen Hilfe an, meldeten dann ihren Standort und die vorgefundenen Lagebilder der örtlichen Einsatzleitung. Im weiteren Verlauf konnte dann in den drei Tagen vor Ort gezielt und effizient geholfen werden. Apropos Hilfe. Die betroffenen Bürger waren anfangs skeptisch. Das Vertrauen konnten wir erst mit dreckiger Einsatzkleidung gewinnen, denn dann wussten sie, dass wir wirklich zum Anpacken da waren. Die Dankbarkeit der Leute kann man nicht beschreiben.
Der Abschnittsleitung für den Einsatzabschnitt drei, Unterabschnitt eins, waren außerdem Einheiten des THW und der Bundeswehr unterstellt und wurden ebenso in die Hilfeleistungen koordniert involviert.
Nach drei Tagen Arbeit von früh bis abends konnten wir einige Aufgaben als abgeschlossen verzeichnen und gleichzeitig unserer Ablösung eine Prioritätenliste übergeben. Mit dieser konnte die Hilfe im Abschnitt ununterbrochen fortgeführt werden. Daimt gab es zwar anfänglich Probleme, da die ablösenden Einheiten einen anderslautenden Befehl hatten. Doch durch unser Drängen wurde der Einsatzabschnitt weiter besetzt und die von uns versprochene Hilfe auch weitergeführt.
Mit diesem Wissen machte sich unser Einsatzzug am 27. Juli auf die Heimreise. Zwei Fahrzeuge mussten aber vorerst auf dem Nürburgring zurückgelassen weden, da sie den schweren Einsatz nicht unbaschdet überstanden hatten. Mittlerweile sind die Fahrzeuge aber repariert wieder an ihren Standorten. Nach einer kurzen Abschlussbesprechung am Autohof Ronneburg mit Kreisbrandinspektor Uwe Engert wurden die Kameraden nach Hause entlassen, wo sie von Angehörigen empfangen wurden.
Nicht nur die körperlich schwere Arbeit, sondern auch die emotionalen Eindrücke, die sich durch das Gesehene und vor allem Gehörte eingeprägt haben, werden so manchen von uns noch lange beschäftigen. Und damit das für niemanden ein festsitzendes Problem wird, gibt es im Nachgang für jede Einsatzkraft die Möglichkeit der Psychosozialen Notfallversorgung (PSNV). Als Einheitsführer möchte ich mich bei allen für die sehr gute Zusammenarbeit und die effektive Hilfe im Krisengebiet bedanken.
Der Teddy sitzt im Schlamm nun da.
Nichts mehr wie es früher war.
Gekommen war die große Welle.
Nichts war mehr an seiner Stelle.
Mit böser Kraft brach sie herein.
Zerstörte Häuser aus festem Stein.
Ließ alles in den Wellen treiben.
Niemand konnt in Sicherheit bleiben.
Sie brachte Tod, unendlich Leid.
Zerstörung sieht man weit und breit.
Nichts ist so, wie es mal war.
Die Stadt war doch so wunderbar.
Die Arbeit schier unendlich ist.
Und trotzdem bin ich Optimist.
Die Stadt wird wieder schöner werden.
Mit Liebe, Kraft und Hilfsgefährten.
Zusammenhalt wird hier gelebt.
Jeder hier doch alles gibt.
Mit Muskelkraft und Mitgefühl.
Erreicht man auch das schwerste Ziel.
Ich wünsche den Menschen dieser Stadt,
wo jeder doch alles verloren hat,
dass sie den Mut nun nicht verlieren,
den Aufbau dort zu Ende führen.
Steve Bauriedl-Lehmann