Richtfest am neuen Schloss Löbichau

10. September 2010

Fertigstellung für März 2011 geplant

Löbichau. Am 3. September 2010 wurde am neuen Schloss in Löbichau Richtfest gefeiert. Zahlreiche Politiker, Handwerker, Einwohner und Wegbereiter waren gekommen, um diesen feierlichen Akt beizuwohnen. Doch was ist das Besondere am Neubau des Schlosses, wann können die Bewohner einziehen, wäre ein Neubau auf der grünen Wiese nicht günstiger gewesen und was verbindet der Bürgermeister mit dem Neubau des Schlosses? Diese Fragen stellte Amtsblatt-Redakteurin Silke Manger Landrat Sieghardt Rydzewski, den beiden Geschäftsführern der Schmöllner Heimbetriebsgesellschaft mbH, Gabriele Matzulla und Tilo Knoblauch, sowie dem Bürgermeister der Gemeinde Löbichau, Rolf Hermann.

Frau Matzulla, am heutigen Tag wurde am neuen Schloss Löbichau Richtfest gefeiert. Was ist das Besondere an diesem Neubau?
Gabriele Matzulla: Die Einmaligkeit besteht in dem Bauwerk und seinem Umfeld. Zwar musste das alte Schloss fast vollständig abgerissen werden, dennoch werden wir auch im neuen Schloss Elemente der historischen Schlossanlage wiederfinden. Für mich ist das Besondere, dass nach 20 Jahren Deutscher Einheit endlich das Ringen um eine zukunftsweisende Lösung für die Erhaltung und sinnvolle Nutzung des historischen Standortes zu einem erfolgreichen Ende gebracht wurde. Besonderer Dank gilt an dieser Stelle all denen, die uns so tatkräftig unterstützt haben.

Wann wird die Einweihung stattfinden bzw. wann dürfen die Bewohner einziehen?
Tilo Knoblauch: Trotz der letzten beiden harten Winter hat das Baugeschehen in den vergangenen Wochen an Tempo gewonnen, so dass neben den üblichen Gewerken, die bis zum Richtfest auf dem Bau sind - Rohbauer, Zimmerleute und Dachdecker - schon zwei Drittel der weitergehenden Arbeiten begonnen haben.

Den Umzug für die Bewohner des Altenpflegeheimes haben wir für März geplant. Zu diesem Zeitpunkt sind die Wege weitestgehend befestigt und gemäßigte Temperaturen zu erwarten. Vorher wird das Personal umfassend auf die neuen Gegebenheiten vorbereitet und mit den speziellen Anforderungen an Technik, Sicherheit und Brandschutz vertraut gemacht. Die Einweihung des neuen Schlosses werden wir kurz vor dem Umzug vornehmen. Diese Feier wollen wir mit einem Tag der offenen Tür für alle interessierten Bürger verbinden.

In wenigen Monaten geht für die Gemeinde Löbichau ein langersehnter Traum in Erfüllung. Was verbindet Sie als Bürgermeister mit diesem Neubau?
Rolf Hermann: Die Geschichte von Löbichau ist eng mit dem ehemaligen Rittergut verbunden. Erst der Umbau zum Schloss und das Anlegen des englischen Parks gaben und geben dem jetzigen Areal des Altenpflegheimes seinen äußerlichen Rahmen. Mit der Fertigstellung der Sanierung und dem Ersatzneubau des Altenpflegeheimes geht ein Warten und Hoffen nach mehr als einem Jahrzehnt dem Ende zu, einen Standort mit Tradition in der Altenpflege zu erhalten, neu entstehen zu lassen und ein schönes Zuhause für ältere und hilfsbedürftige Menschen zu schaffen. Die zurückliegenden Jahre, vor allem in der Zeit ab Ende 1994 bis zur endgültigen Entscheidung, dass in Löbichau nun doch gebaut wird, waren schon oft entmutigend. Für uns "Löbichauer" stand aber immer fest, dass in unserer Gemeinde ein Standort der Altenpflege mit Tradition und Zukunft ist. Umso größer ist die Freude, dass sich das lange Bemühen um die Erhaltung und Sicherung des Standortes Löbichau in der Altenpflege gelohnt hat. Die Vorzüge vom Haus, englischen Park und grünen Umfeld, werden uns im Wettbewerb mit andern Anbietern erfolgreich abschneiden lassen und die Anforderungen für Demenz-Kranke werden in einer hervorragenden Art und Weise erfüllt. Der Gesamtkomplex Altenpflegeheim, Gemeindeverwaltung mit Nebengebäuden und dem angrenzenden Feuerwehr- und Vereinshaus ergänzen sich harmonisch und bilden einen attraktiven Ortskern in seiner vielseitigsten Art und Weise.

Wie viele Pflegeplätze wird es im neuen Schloss geben und was wird sich gegenüber den bisherigen Bedingungen am Standort verbessern?
Gabriele Matzulla: Es wird 79 Pflegeplätze geben, davon 71 Bewohner in Einzelzimmern und 8 in Doppelzimmern. Zwei Einzelzimmer werden gemeinsam eine Sanitäreinrichtung mit Dusche nutzen, die Doppelzimmer haben ihre eigene Sanitärzelle. Das ist gegenüber der Belegung im alten Objekt ein riesiger Fortschritt. Dort waren mehr als die Hälfte Doppelzimmer und es gab etagen- und gebäudeweise Gemeinschaftstoiletten und -duschräume.

Was erwartet die Bewohner des neuen Altenpflegeheimes?
Tilo Knoblauch: In Löbichau wird die Bewohner - und ganz besonders wichtig auch unser Personal - ein modernes Haus erwarten, das endlich ohne Sondergenehmigungen die zeitgemäßen Pflege- und Sicherheitsanforderungen erfüllt und in der Gestaltung und Ausstattung hoffentlich vielen gefällt. Das Leben im Heim wird in acht Hausgemeinschaften stattfinden. Zudem wird es einen großen Mehrzweckraum und eine Cafeteria geben. Für Letzteres suchen wir übrigens noch einen Betreiber. Der Friseur und die Fußpflege werden ihre Leistungen neben unseren Heimbewohnern auch den Bürgern der Gemeinde zur Inanspruchnahme anbieten, das haben wir im Vorfeld mit der Gemeinde so abgestimmt.

Dennoch gibt es Kritiker die meinen, man solle Pflegeeinrichtungen der Privatwirtschaft überlassen bzw. ein Neubau auf der grünen Wiese wäre günstiger gewesen, was sagen Sie, Herr Landrat, dazu?
Sieghardt Rydzewski: Es ist durchaus richtig, dass Altenpflegeheime auch von Privatunternehmen hervorragend geführt werden. Leider ist es uns in der Vergangenheit nicht gelungen, für unsere Gesellschaft einen Käufer zu finden. Deshalb mussten wir es selbst in die Hand nehmen. Ein Neubau auf der grünen Wiese wäre nicht wesentlich billiger geworden und hätte den Verfall des Schlosses Löbichau zur Folge gehabt. Damit wäre auch ein Stück europäische Kulturgeschichte vernichtet worden. Das war nicht zu verantworten. Jetzt haben wir ein neues Schloss gebaut, auch weil die bauliche Situation es nicht zuließ, mehr von der Altsubstanz zu erhalten. Das Erscheinungsbild des neuen Schlosses wird aber letztendlich wieder dem historischen Vorbild entsprechen.

Im Außengelände und am Bau bringt sich die Gemeinde Löbichau stark ein. Herr Bürgermeister, was genau machen Sie dabei?
Rolf Hermann: Schon frühzeitig hat sich der Gemeinderat mit der Ortsgestaltung befasst. Dabei hat das ehemalige Schloss mit Garten und angrenzendem Umfeld eine wesentliche Rolle bei der zukünftigen Gestaltung des Ortes eingenommen. Aufgrund der unterschiedlichen Eigentumsverhältnisse war es in der Vergangenheit nicht immer möglich, zeitnah und gemeinschaftlich zu reagieren und zu gestalten. Hinzu kam, dass oftmals das Geld fehlte oder unterschiedliche Auffassungen im Konflikt standen. Heute sind wir an dem Punkt, wo die gemeinsam erarbeiteten Lösungen im Interesse und Nutzen beider Partner umgesetzt werden. Wir als Gemeinde sehen es als selbstverständlich an, dass wir uns dort einbringen wollen und müssen, da Teile des Schlosses gemeinschaftlich genutzt und auch der Öffentlichkeit nicht vorenthalten werden sollen. So stand es außer Frage, dass wir als Gemeinde bei der Beseitigung von Altbauten behilflich waren. Ferner wird der englische Garten (Park) nach der Fertigstellung der Öffentlichkeit tagsüber zugänglich sein. Darüber hinaus wird die Gemeinde in Verbindung mit der Schmöllner Heimbetriebsgesellschaft den Schlosspark, d. h. die Wegeinstandsetzung, die Beleuchtung und die Gestaltung der Außenanlagen im Rahmen des Dorferneuerungsprogrammes übernehmen. Diese Arbeiten werden noch in diesem Jahr beginnen.

Vielen Dank für das Interview