Insektenjäger aus Fernost erobern langsam Deutschland

1. Juni 2024

Amtsveterinär informiert Bienensachverständige des Altenburger Landes beim jährlichen Treffen.

Üppig blühende Wiesen und Felder, die Honigbienen können jetzt im Frühsommer aus dem Vollen schöpfen. Sobald das Thermometer die Zehn-Grad-Celsius-Marke überschreitet geht es raus zum Nektar und Pollen sammeln. Dann ist auch für die Imker wieder viel zu tun. Zum Saisonauftakt trafen sich kürzlich die Bienensachverständigen des Altenburger Landes.

Wie in jedem Jahr ging es Amtstierarzt Matthias Thurau als Gastgeber auch diesmal darum, mit den Imkern aktuelle Informationen rund um die Bienen, deren Krankheiten, Parasiten und neue Entwicklungen auszutauschen. Eine Frage dabei ist stets, wie die Völker durch den Winter gekommen sind. Gut, berichteten die Sachverständigen. Die Verluste entsprechen dem normalen Durchschnitt. Rund zehn Prozent der Völker gehen regelmäßig in der kalten Jahreszeit kaputt.
Die amerikanische Faulbrut, eine der anzeigepf lichtigen Bienenkrankheiten, war erneut kein Grund für Winterverluste. Laut dem Amtsveterinär seien alle im Jahr 2023 genommenen Proben im Landkreis negativ gewesen. Thüringenweit wurde die Faulbrut im Vorjahr lediglich einmal festgestellt. Meldepflichtig ist auch ein Befall mit den Varroamilben, gegen den sich die Imker jedoch erfolgreich mit Medikamenten wehren. „Dazu sind alle nach der Bienenseuchenverordnung verpflichtet“, so Thurau. An die Meldepflicht sollten sich darüber hinaus unbedingt alle Imker halten zur Sicherheit der Bienenvölker, so der eindringliche Appell der Bienensachverständigen.
Neben Bekanntem kam auch Neues zur Sprache, nämlich die Asiatische Hornisse. Die Raubinsekten sind invasiv, ernähren sich vorrangig von Insekten und somit auch von Honigbienen. Vor zehn Jahren tauchte die ursprünglich in Südostasien beheimatete Vespa velutina in Deutschland auf. Wohl aus Frankreich kommend, haben es die Faltenwespen über den Rhein geschafft und wurden nun bereits vereinzelt in Hessen und Berlin entdeckt. Aus dem Freistaat sind noch keine Vorkommen bekannt. Die bisherige Ausbreitung lässt allerdings erwarten, dass die Asiatische Hornisse auch Thüringen besiedelt. Sollten Imker die Tiere entdecken, so ist auch dies z u melden, informiert der Amtstierarzt.
Die Asiatische Hornisse ist etwas kleiner als die heimische Europäische Hornisse. Ihre Arbeiterinnen werden bis zu 2,4 Zentimeter groß, die Königinnen bis zu drei Zentimeter. Sie hat eine (braun) schwarze Grundfärbung mit einem breiten orangenen Streifen am Hinterleib und einer feinen gelben Binde am ersten Segment. Die Beinenden sind gelb. „Für den Laien kann es schwierig sein, die Tiere zu erkennen. Sie sind mit verschiedenen heimischen Arten verwechselbar“, so Thurau.
Charakteristisch aber sind die riesigen Nester der Asiatischen Hornisse. Sie sind bis einen Meter hoch und messen zwischen 50 und 80 Zentimeter im Durchmesser. Über den Sommer wachsen diese meist mehr als zehn Meter hoch in Bäumen. Auffällig ist, dass sich der Nesteingang erst unten und später seitlich befindet.
Gegenüber dem Menschen zeigt die Asiatische Hornisse kein aggressiveres Verhalten als die Europäische Hornisse. Sie verteidigt ihr Nest in einem Radius von fünf Metern. Ein Stich ist nicht giftiger als der anderer Wespen- und Bienenarten, kann aber ebenso allergische Reaktionen auslösen. Wissenschaftliche Erkenntnisse zum Einfluss der Asiatischen Hornisse auf die Europäische Hornisse und andere heimische Insektenarten in Mitteleuropa liegen noch nicht vor.
Beobachtungen und (Nest-) Funde der Asiatischen Hornisse können dem Thüringer Landesamt für Umwelt, Bergbau und Naturschutz per E-Mail an poststelle@ tlubn.thueringen.de mit Foto, Funddatum und genauer Lagebeschreibung des Fundortes gemeldet werden.