„Diese Kinder benötigen viel Zeit und Zuwendung“

17. Oktober 2022

Fachdienstleiterin Loreen Etzold erklärt im Interview Pflegeverhältnisse und familiäre Voraussetzungen.

Loreen Etzold

Wenn Kinder von den leiblichen Eltern getrennt werden, um sie in Pflegefamilien unterzubringen, ist das für alle Beteiligten nicht einfach. Doch zum Wohl der Mädchen und Jungen müssen auch solche Entscheidungen vom Jugendamt getroffen werden. Fachdienstleiterin Loreen Etzold erläutert die Hintergründe.

Frau Etzold, wann muss das Jugendamt einschreiten?
Loreen Etzold: Die häufigste Ursache ist, dass junge Mütter und Väter mit ihrer eigenen Lebenssituation und der Erziehung des Kindes überfordert sind. Oft spielen dabei Alkohol und Drogen und daraus resultierende psychische Probleme eine gravierende Rolle. Hilfesuchend wenden sich dann die Eltern selbst, die Schulen, Kindergärten oder andere Institutionen an uns.

Wie lange bleiben die Kinder bei ihren Pflegeeltern?
Unterschiedlich, es gibt verschiedene Formen der Pflegeverhältnisse: Kurzzeitpflege, Bereitschaftspflege, zeitlich befristete und unbefristete Vollzeitpflege. Doch unser Ziel ist es immer, dass die Kinder zu ihren leiblichen Eltern zurückkehren können. Dafür arbeiten wir intensiv mit den Eltern zusammen, um die Erziehungsbedingungen nachhaltig zu verbessern. Gelingt das nicht, kann auch aus einer geplanten Kurzzeitpflege eine Dauerpflege werden, was leider nicht selten der Fall ist.

Worauf sollten sich Familien einstellen, die ein Pflegekind aufnehmen möchten?
Oft sind die Kinder stark vorbelastet, bringen ihre eigene Geschichte mit. Häufig zeigen sie unsichere Bindungen und auffälliges Verhalten. Pflegeeltern sollten den Schwierigkeiten liebevoll konsequent entgegentreten können. Diese Kinder benötigen viel Zeit und Zuwendung, ein hohes Maß an Flexibilität und Einfühlungsvermögen. Deshalb sollten die Familien zuerst überlegen, was in die Lebensplanung passt. Die einen wollen helfen, sich aber nicht für 15 Jahre festlegen. Andere möchten gern ein Kind länger betreuen. In jedem Fall muss die Pflegefamilie wissen, dass es während der Zeit der Pflege enge Kontakte mit dem Jugendamt und den leiblichen Eltern gibt.

Welche Voraussetzungen sollte eine Pflegefamilie erfüllen?
Die künftigen Pflegeeltern sollten fest im Leben stehen, über ein geregeltes Einkommen verfügen, bei guter Gesundheit sein und ein Führungszeugnis sowie eine Schufa-Auskunft vorzeigen. Die wohnliche Situation sollte genügend Platz für ein Kind hergeben. Vor allem aber sollten sie viel Zeit, Akzeptanz, Offenheit, Toleranz und Verständnis für das Kind und dessen Geschichte mitbringen. Außerdem wäre es günstig, wenn ein Elternteil zu Hause ist oder nicht Vollzeit arbeitet. Aber natürlich werden die potenziellen Pflegeeltern von uns intensiv auf ihre neue Herausforderung vorbereitet. Nach einem ersten Informationsgespräch im Jugendamt finden mehrere persönliche Gespräche sowie ein Hausbesuch und zum Abschluss eine Pflegeelternschulung statt.

Ein Dankeschön an die Pflege- und Adoptivfamilien – Jugendamt des Altenburger Landes lädt zum Sommerfest auf die Straußenfarm nach Hartha. 

Im Altenburger Land haben derzeit rund 100 Kinder in circa 80 Pflegefamilien vorübergehend oder auf Dauer ein neues Zuhause gefunden. Kürzlich lud das Landratsamt des Altenburger Landes die Familien mit ihren Pflege-, Adoptiv- und leiblichen Kindern zum Sommerfest ein, um sich bei den Pflegefamilien für deren unermüdlichen und liebevollen Einsatz sowie die vertrauensvolle Zusammenarbeit zu bedanken. Etwa 100 Gäste waren der Einladung auf die Straußenfarm Burkhardt nach Hartha gefolgt. Dort verbrachten sie in Familie einen erlebnisreichen Nachmittag bei Kaffee und Kuchen, Softeis und Gegrilltem vom Strauß.

Annähernd 80 Pflegefamilien kommen zum Sommerfest auf die Straußenfarm.

Für tierisches Vergnügen bei Groß und Klein sorgte die Führung durch die gesamte Farm mit viel Wissenswertem rund um die afrikanischen Laufvögel. Die Kinderherzen ließ später auch der kleine Streichelzoo mit Ziegen, Schweinen und Hühnern höher schlagen. Derweil rundete für die Eltern ein Besuch im Hofladen den schönen Nachmittag ab.
Das Sommerfest bot zudem die Gelegenheit, miteinander ins Gespräch zu kommen und Erfahrungen im Umgang mit den ihnen anvertrauten Kindern auszutauschen. Im Mittelpunkt stand jedoch ein tolles Familienprogramm mit viel Spiel und Spaß. Dafür hatten die Mitarbeiterinnen des Jugendamtes attraktive und vielfältige Angebote wie Malstraße, Bastelstraße, Kinderschminken und Tombola vorbereitet.

Ein ganz besonderer Dank gilt allen Sponsoren, die mit Sach- und Geldspenden zum Gelingen der Veranstaltung beigetragen haben. Des Weiteren gilt Familie Burkhardt ein herzlicher Dank, die an diesem Nachmittag die Bewirtung übernahm und uns bei jedem Anliegen behilflich zur Seite stand sowie der tatkräftigen Unterstützung unserer Helfer an den verschiedenen Spielstationen.

Es werden nach wie vor dringend Pflegeeltern gesucht. Wer Interesse hat, ein Pflegekind bei sich aufzunehmen, ist eingeladen, Kontakt mit den Mitarbeiterinnen des Pflegekinderdienstes des Landratsamtes Altenburger Land aufzunehmen. Was es dazu zu wissen gibt, erklärt Fachdienstleiterin Loreen Etzold im Interview.


Kontakt:

Landratsamt Altenburger Land
Fachdienst Allgemeiner Sozialer Dienst
Theaterplatz 7/8
04600 Altenburg
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