Geschichte des Landratsamtsgebäude
Das Landratsamtsgebäude
Das Gebäude Lindenaustraße 9 in Altenburg, Sitz des Landratsamtes Altenburger Land, gehört zu den prächtigsten und historisch wertvollsten Gebäuden der über 1.000-jährigen Skatstadt. Als Herzogliches Ministerial- und Landschaftsgebäude wurde das Haus zwischen 1892 und 1895 unter Leitung des Baudirektors Alfred Wanckel überwiegend im Stil der italienischen Hochrenaissance erbaut. Das Finanzministerium hatte zuvor das 4.000 Quadratmeter große Grundstück in der Altenburger Lindenaustraße vom Altenburger Fabrikant Georg Friedrich Hülsemann erworben. Die imposante Fassade der Vierflügelanlage besteht aus gewaltigen Granit- und Sandsteinquadern. Der dreieckige Giebel, in dem zwei Löwen das sächsische Wappen halten, wird von vier Säulen getragen.
Im Inneren beeindrucken Lichthof, Landschaftssaal und Ratssaal Touristen als auch einheimische Besucher immer wieder aufs Neue. Regelmäßig wird das Gebäude für festliche Veranstaltungen genutzt und ist oft Kulisse für Filmdreharbeiten.
Der Lichthof
Der Lichthof bildet das Zentrum des gesamten Hauses. Er steigt mit vielfach durchbrochenen und reich verzierten Wänden zu der flachen Glaskuppel empor.
Die der Straße zugekehrte Seite gewinnt einen überaus wirkungsvollen architektonischen Ausbau durch die aus der Vorhalle aufsteigende und nach dem Lichthof offene Treppe, die zu den oberen Räumen hinaufführt. Zwischen den Bogenöffnungen im oberen Teil des Lichthofes befinden sich 16 Fürstenbilder in grünem Bronzeton gemalt. Einen besonderen Akzent setzt der Fußboden des Lichthofes, der in einem sehr gut erhaltenen Zustand bewundert werden kann.
Der Landschaftssaal
Der Landschaftssaal ist der am prächtigsten ausgestattete Raum im Gebäude. Im Saal fanden unter anderem die Sitzungen der "Landschaft" statt. Die "Landschaft" war die einstige Landesvertretung, die sich aus 30 Abgeordneten zusammensetzte.
Heute führt hauptsächlich der Kreistag seine Sitzungen hier durch. Aber auch für Festveranstaltungen, Konzerte und Tagungen wird dieser Raum gern genutzt.
Dank dem Verständnis der Generationen erlitt der Saal keine baulichen Eingriffe. Um aber im alten Glanze wieder erstrahlen zu können, benötigte das über hundertjährige Gebäude eine Restaurierung. Diese wurde kurz vor den Feierlichkeiten zum 100jährigen Jubiläum im Mai 1995 abgeschlossen.
Der Ministerial - Ratssaal
Geht man die mit einem Mamorgeländer versehene Haupttreppe hinauf, so stößt man auf das Sitzungszimmer des Ministeriums. Dieser Raum nimmt mit seinem Balkon über dem Hauptportal die Mitte der Straßenfront ein.
Die Verkleidung der Decke und Wände besteht aus astreinem Kiefernholz, das nur lasiert ist. Fünf halbrunde in die Wandverkleidung eingearbeitete Gemälde bilden den Schmuck des Sitzungszimmers. Auf diesen Bildern sind der Altenburger Markt, der Altenburger Schlosshof, eine Ansicht des Altenburger Schlosses sowie das alte und neue Hummelshainer Schloss zu sehen.
Die Uhr
Eine weitere Besonderheit des Landratsamtes ist die Uhr mit Schlagwerk im Lichthof. Sie reiht sich würdig in die Folge der Fürstenbilder ein. In einem Kostenanschlag über eine für das hohe Herzogliche Ministerium anzuschaffende Hausuhr kann man nachlesen: "Der Herr Uhrmacher A. H. Reissle Herzoglicher Hoflieferant schlägt unter anderem eine solid gebaute, richtig konstruierte, 8 Tage gehende und Stunde und Viertel schlagende Turmuhr, mit Zifferblatt in beliebiger, bis zu 1 Meter Durchmesser Größe, vor."
Noch heute hallt der Schlag der Uhr durch das Landratsamt. Durch die Firma S. Kretschmann, Uhrenwerkstatt und Uhrenfachgeschäft seit 1898 in Altenburg, wird die Anlage im Hause gewartet und gegebenenfalls auch repariert.
Der Baudirektor Alfred Wanckel
Alfred Wanckel wurde am 12.09.1855 in Hammelburg geboren. In der Volksschule und am Realgymnasium Leipzig erwarb er sich seine Allgemeinbildung. Nachdem Alfred Wanckel seine Reifeprüfung ausgezeichnet bestanden hatte, ging er zum Studium an die technische Hochschule Dresden. Dort belegte er das Hochbaufach. Später, "nach seiner 2. Staatsprüfung", war Wanckel im Königlich Sächsischen Staatshochbauwesen als Bauinspektor tätig. Im Jahre 1891 wurde er für 30 Jahre von der Sachsen-Altenburger Staatsregierung als Baudirektor für das Land ins Ministerium berufen. In vielen Orten des Altenburger Landes findet man seine Spuren, so beispielsweise hat er die Kirche in Wintersdorf erbaut, die Kirchen in Mehna und Dobitschen nach seinem künstlerischen Empfinden erneuert. Alfred Wanckel wurde durch seinen plötzlichen Tod am 9. August 1925 mitten aus seinem regen Schaffen gerissen.
Historie des Gebäudes
1892 - 1895 | Erbaut unter der Leitung von Alfred Hermann Wanckel. Landschaft und die Ministerien sind in einem gemeinsamen Gebäude untergebracht. |
1918 | Thronentsagung von Herzog Ernst II. Aus dem Herzogtum Sachsen-Altenburg wird ein Freistaat. |
1920 | Vereinigung der sieben Thüringer Freistaaten. Das Altenburger Land verliert seine Stellung als eigenständiges Staatsgebilde. |
1922 | Bildung des Landkreises Altenburg. Das Gebäude wird Sitz des Kreisamtes. |
1945 | Ende des 2. Weltkrieges. Vom 14. April bis 30. Juni Sitz des amerikanischen Militärgouverneurs. Am 1. Juli wird die Zivilverwaltung des Kreises Altenburg von der Sowjetarmee übernommen. Die Kommandantur der sowjetischen Militäradministration beschlagnahmt das Gebäude. |
1950 | Im April zieht der Kreisrat wieder in das Gebäude ein |
1952 | Bildung des Kreises Altenburg mit dem Rat des Kreises. Zuordnung zum Bezirk Leipzig. |
1990 | Neuwahlen nach der politischen Wende. Das Gebäude wird Sitz des Landratsamtes Altenburg. Der Landkreis gehört wieder zu Thüringen. |
1994 | Aus den Kreisen Altenburg und Schmölln entsteht der Landkreis Altenburger Land. Seitdem ist hier der Hauptsitz der Kreisverwaltung. |
1995 | 100 Jahre Lindenaustraße 9 |