„Unser ÖPNV-Netz gewinnt an Attraktivität“

25. August 2022

Ab Dezember attraktivere Busfahrangebote in der Nordregion des Landkreises. 

Altenburg. Auf seiner Sitzung im Juli 2022 beschloss der Kreistag, den öffentlichen Personennahverkehr weiter auszubauen: „Regionalverkehr verbindet – Mobilität für das Altenburger Land“ heißt das Projekt, in dessen erster Phase im Dezember 2018 bereits der Stadtverkehr in Schmölln bedarfsgerecht erweitert wurde. In einem nächsten Schritt werden nun ab Dezember 2022 in der Nordregion des Landkreises die Busfahrangebote für die Bürger verbessert. In den kommenden drei Jahren soll dann nach und nach auch in den anderen Teilen des Altenburger Landes der Nahverkehr neu strukturiert werden. Amtsblatt-Redakteurin Jana Fuchs sprach zu diesem Thema mit THÜSAC-Geschäftsführerin Tatjana Bonert.

THÜSAC-Geschäftsführerin Tatjana Bonert
© THÜSAC

Frau Bonert, bitte erläutern Sie kurz, was sich hinter dem Projekt „Regionalverkehr verbindet“ verbirgt.
Tatjana Bonert: Ausgangspunkt für das Projekt war 2016 die Befragung der Einwohner des Landkreises zu ihren Wünschen hinsichtlich des öffentlichen Personennahverkehrs im Altenburger Land. Das daraufhin entwickelte Projekt beinhaltet eine klare Neustrukturierung der Buswege und der Taktungen. Neben einem attraktiven Grundangebot geht es um ein gutes Fahrangebot in den Abendstunden und an den Wochenenden. Und es gehören auch günstige Verbindungen in die Nachbarregionen Gera, Meerane und Zeitz dazu. Gleichzeitig wird ein RufBus-Angebot geschaffen, das die Anbindung der Ortschaften außerhalb des Hauptnetzes nur bei entsprechendem Bedarf ermöglicht und so zur Erhöhung der Attraktivität des ländlichen Raumes beiträgt. Ein wesentliches Ziel ist es auch, die Wirtschaftsstandorte mit dem ÖPNV zu verknüpfen, denn zum Beispiel die Fachkräftegewinnung in Verbindung mit attraktiven Jobticket-Angeboten bietet neue Potentiale sowohl für die Arbeitnehmer als auch für die Arbeitgeber in der Region. Die erste Projektmaßnahme wurde im Dezember 2018 im Stadtverkehr Schmölln umgesetzt. Neben der damals einzigen Stadtbuslinie wurde eine zweite eröffnet, die fahrplanmäßig an die Buslinie 350 nach Altenburg sowie an die Abfahrzeiten der S-Bahn in Altenburg angetaktet ist. Außerdem wurde das Angebot am Wochenende erweitert. So konnte in Schmölln ein durchgehender und attraktiver ÖPNV geschaffen werden und das ist ein schöner erster Erfolg.

Lässt sich dieser Erfolg in Zahlen messen?
Schon im ersten Jahr, 2019, hatten sich die Fahrgastzahlen von 60.000 auf etwa 103.000 erhöht. Diese positive Entwicklung ist danach durch die Einschränkungen während der Corona-Pandemie ein bisschen eingebrochen. Derzeit erholen sich die Fahrgastzahlen gerade. Die Fahrgastrückgänge waren allerdings in der gesamten ÖPNV-Branche zu verzeichnen. Trotzdem lagen die Fahrgastzahlen in den beiden vergangenen Jahren in Schmölln bei etwa 80.000 jährlich und somit immer noch über dem Niveau vor unserem Projektstart. Dies lässt uns schlussfolgern, dass wir mit den neuen Angeboten richtig liegen.

Wer wird als nächstes von verbesserten Fahrangeboten profitieren?
Es soll in drei Etappen weitergehen. Die erste beinhaltet das nördliche Altenburger Land um Haselbach, Lucka, Meuselwitz, Rositz, Treben und Wintersdorf. Hierfür hat der Kreistag bereits grünes Licht gegeben. Das war erforderlich, da der Landkreis diese Umsetzungsstufe mit jährlich 750.000 Euro bezuschusst. Die zwei weiteren Umsetzungsstufen beinhalten die Westregion des Landkreises um Dobitschen und den Südraum. Die Kreistagsentscheidungen zur Umsetzung der beiden letzteren Stufen stehen noch aus. Als nächstes werden also die Einwohner der Nordregion in den Genuss von besseren Fahrangeboten kommen und zwar ab dem Fahrplanwechsel am 11. Dezember 2022.

Worauf darf man sich dann freuen?
Die Neuausrichtung des ÖPNV-Netzes in der Nordregion ermöglicht es ab Mitte Dezember, dass auch etwas abgelegene Ortschaften im sogenannten Nebennetz mittels Rufbus besser erschlossen werden. Darüber hinaus wird das Angebot durch die Erweiterung von alle zwei Stunden verkehrenden Taktbussen sowie stündlich fahrenden und aufs S-Bahn-Netz abgestimmten Plusbus-Linien verstärkt. Schon gestartet ist am 22. August die neue PlusBus-Linie 500, die stündlich auf der Strecke Altenburg-Meuselwitz-Zeitz verkehrt. Gute Nachrichten gibt es auch für alle Nutzer der Linie 250, bekannt als BADEBUS. Mit Projektstart wird sich die Anbindung zum See in Pahna nochmals verbessern. Neue Fahrangebote wird es auch zum Haselbacher See geben. Darüber hinaus gewinnt unser durch den Schülerverkehr geprägtes ÖPNV-Netz nun auch außerhalb der Schulzeiten enorm an Attraktivität. Drei zusätzliche TaktBus-Linien:

  • Altenburg – Borna
  • Altenburg – Frohburg über Treben, Pahna, Eschefeld
  • Altenburg – Meuselwitz über Zschernitzsch, Rositz, Zechau, Kriebitzsch

gehören ebenso zu den Neuerungen.

Bis zum Start der Umsetzungsstufe in der Nordregion sind es noch gut drei Monate.

Was steht vorbereitend aktuell auf Ihrer Agenda?
Neben der Beantragung der Liniengenehmigungen, Abstimmungen mit den Kommunen hinsichtlich der Bushaltestellen, internen Schulungen zum neuen Verkehrsnetz, Erneuerung von Bordtechnik und Vorbereitung von Marketingmaßnahmen sind insbesondere die Fragen der Fahrzeugbereitstellung zu klären. Zudem wird unsere Busflotte derzeit mit WLAN-Routern ausgestattet, die den Fahrgästen eine kostenlose Internet-Nutzung während der Fahrt ermöglichen.

Wie bekommen Sie das Projekt in Anbetracht des Fachkräftemangels personell gestemmt?
Wir sehen uns zum Start der ersten Projektstufe personell gut gewappnet. Der bevorstehende Generationswechsel in unserem Unternehmen und der sich daraus anbahnende hohe Nachwuchsbedarf hat uns bereits vor Jahren zum Umdenken bewegt. Wir haben die Ausbildung selbst in die Hand genommen und vor zwei Jahren unsere Aus- und Weiterbildungsgesellschaft gegründet. Die Übernahme der Ausbildungskosten, eine sichere berufliche Zukunftsperspektive in der Heimatregion und gute Arbeitsbedingungen sind wichtigste Kriterien, die viele unserer Bewerberinnen und Bewerber überzeugen. Aktuell kommen viele Bewerber auf uns zu und bleiben nach ihrem erfolgreichen Abschluss auch gern in unserem Unternehmen.

Interview: Jana Fuchs