Unermüdliche Helfer beim Bergen, Retten und Absichern
Altenburg. Sie stapeln tagelang Sandsäcke gegen das Hochwasser. Sie sind zur Stelle nach schweren Verkehrsunfällen, sie schaufeln Schnee von den Dächern, pumpen mit Wasser voll gelaufene Keller aus. Sie transportieren Bäume ab, die der Sturm auf Straßen und Plätze geworfen hat. In Notsituationen versorgen sie Privathaushalte und öffentliche Einrichtungen mit Strom. Die Männer und Frauen in den blauen Kombis mit den gelben Leuchtstreifen und der Aufschrift „THW“ prägen das Bild vieler Hilfs- und Rettungseinsätze. Auch im Altenburger Land. Vor wenigen Wochen, im Dezember 2011, beging der Ortsverband Altenburg des Technischen Hilfswerkes sein 15-jähriges Bestehen.
Im Dezember 1996 gegründet, gehören dem Ortsverband heute 35 Mitglieder an. Vier von ihnen sind Frauen, neun sind Kinder und Jugendliche. Sie alle sind fürs THW ehrenamtlich tätig. Alle erwachsenen Helfer sind zudem beruflich fest eingebunden, arbeiten als Kraftfahrer, Lackierer, Kranfahrer, EDV-Fachmann... Mit einer fundierten Ausbildung und modernster Einsatztechnik gewährleistet das Team um Ortsbeauftragten Ronald Reiß gemeinsam mit den anderen Hilfs- und Rettungsorganisationen einen sicheren Schutz der Menschen im Altenburger Land. Nicht selten agieren sie auch über die Kreisgrenzen und die Grenzen des Freistaates Thüringen hinaus. In den letzten 15 Jahren, so hat es Ronald Reiß zusammengerechnet, haben die Helfer des Altenburger Ortsverbandes rund 120.000 Dienststunden geleistet. Davon waren sie allein 70.000 Stunden bei Schadenfällen im Einsatz.
Die Bandbreite der Hilfeleistungen ist groß: Sie reicht von Bränden über Verkehrsunfälle bis hin zu Einsätzen nach Wetterkapriolen und Sicherungsmaßnahmen bei Großveranstaltungen. „Oft werden den Helfern im Einsatz Höchstleistungen abverlangt. Damit dann alles glatt geht, jeder genau weiß, was er zu tun hat, müssen das Retten, Bergen und Absichern immer wieder geübt werden“, erklärt Ronald Reiß, der dem THW selbst seit zehn Jahren angehört und zuvor jahrelang für das Deutsche Rote Kreuz in Frohburg ehrenamtlich tätig war. „Außerdem gilt es, unser technisches Wissen permanent zu erneuern, da viele Gerätschaften immer moderner werden“, so der Ortsbeauftragte weiter. Deshalb treffen sich die THW'ler jeden zweiten Samstag zur Ausbildung in ihrem Ortsverband Am Weißen Berg in Altenburg.
Nach der personellen Situation beim THW Altenburg gefragt, will Ronald Reiß zwar nicht gleich von Sorgen sprechen, dennoch ist die Gewinnung weiterer Helfer ein aktuelles Thema. „Was unsere Personalstärke anbetrifft, so liegen wir im Vergleich zu anderen THW-Ortsverbänden im Schnitt. Dennoch suchen wir momentan Helfer aus fast allen Bereichen: Tischler, Schlosser, Schweißer, auch Büroangestellte sowie eine Köchin oder einen Koch. „Am dringendsten könnten wir Elektriker gebrauchen, denn zu unserer Ausrüstung gehört ein kleines, fahrbares Kraftwerk, mit dem man ein Dorf komplett mit Strom versorgen kann“, erklärt Reiß und fügt hinzu, dass derzeit ein einziger arbeitsloser Helfer dem Ortsverband angehört. Dabei sieht er vor allem für Menschen, die auf Arbeitssuche sind, verbesserte Jobchancen, wenn sie sich im THW engagieren. „Wir freuen uns über jeden handwerklich Begabten, der bei uns mitarbeiten möchte. Doch perfektes handwerkliches Rüstzeug ist keine Bedingung. Wer sich fürs THW entscheidet, bekommt bei uns eine umfassende handwerkliche Ausbildung in vielen Bereichen. Das fängt bei den Grundlagen der Holz- und Metallbearbeitung an und geht über die Motorkettensägenausbildung und die Ausbildung an hydraulischen Anlagen bis hin zum Lkw-Führerschein. - Und davon kann man auch im Berufsleben profitieren“, ist sich Ronald Reiß sicher, der darüber hinaus auch gern den einen oder anderen Vorruheständler oder Rentner in seinen Reihen wüsste. „Manch einem fällt vielleicht daheim die Decke auf den Kopf. Aber bei uns gibt es immer etwas zu bauen oder zu reparieren. Auch die Technik muss nach einem Einsatz wieder auf Vordermann gebracht werden“, beschreibt Ronald Reiß mögliche Aufgaben für einen rüstigen Pensionär.
Wie ereignisreich die letzten Monate für die Helfer des THW waren und wie die Männer und Frauen die Einsätze gemeistert haben, darüber informierte sich Landrat Sieghardt Rydzewski unlängst bei einem Besuch im THW Ortsverband am Weißen Berg. Ronald Reiß berichtete dem Landrat über den Verlauf der größten Rettungseinsätze 2011, zu denen unter anderem der Kampf gegen das nach der Schneeschmelze einsetzende Hochwasser in Großstöbnitz und die Hilfe nach den erheblichen Überschwemmungen in Nobitz gehörte. Hilferufe kamen auch von außerhalb: So rückten die Helfer des THW im Herbst aus, um nach dem tragischen Bahnunfall in Bad Lausick die Unfallstelle abzusichern und für die Rettungskräfte entsprechend zu beleuchten. Landrat Sieghardt Rydzewski sagte: „Ehrenamtliches Engagement gewinnt in unserer heutigen Gesellschaft immer mehr an Bedeutung. Viele Bereiche des öffentlichen und sozialen Lebens würden ohne Ehrenarbeit des Einzelnen kaum mehr existieren. Die Helferinnen und Helfer des THW sind oft unermüdlich im Einsatz, um Menschen zu retten oder vor Schaden zu bewahren. Dafür kann man nicht oft genug Danke sagen.“