Über 50 Jahre der Vegetation und der Geschichte des Leinawalds auf der Spur
Dr. Hartmut Baade ist einer von 16 ehrenamtlichen Naturschutzbeauftragten im Altenburger Land
Der Leinawald sei sein Garten, meint Dr. Hartmut Baade. Seit nunmehr 56 Jahren ist er in Sachen Naturschutz im Forst an der Landesgrenze zu Sachsen unterwegs. In diesem Jahr wurde er zum wiederholten Mal als einer von 16 Naturschutzbeauftragten im Altenburger Land berufen.
„Meine erste Exkursion im Leinawald habe ich schon 1966 mit Schülern durchgeführt“, erinnert sich der Pensionär. Seitdem hat es ihm vor allem die Pflanzenwelt der Leina angetan. Deshalb engagierte sich der frühere Biologie- und Chemielehrer schon in den 1970er als Naturschutzhelfer im Leinawald. In dieser Funktion habe er damals gleich einen Lehrpfad für Kinder und Jugendliche geschaffen, denkt der 81-Jährige an DDR-Zeiten zurück.
„Für uns ehrenamtliche Naturschützer hat sich über die Jahre an der Aufgabe wenig verändert“, bilanziert der promovierte Botaniker. Damals wie heute leistet er Aufklärungs- und Öffentlichkeitsarbeit, um über die Leina zu informieren und Interesse für den Wald zu wecken. Sein jüngstes Projekt etwa ist ein Vortrag über die Veränderungen im ehemaligen herzoglichen Forst, den Dr. Baade erst vor den Naturschutzbeauftragten und später öffentlich im Mauritianum halten wird. Unter anderem wird er dann darauf eingehen, wie die Nutzung des Waldes die Flora und Fauna verändert.
„Hier zum Beispiel wurden früher Bäume zersägt und neben dem Gebäude lag ein großer Haufen Holzspäne“, sagt Baade und zeigt beim Spaziergang durch die Leina auf ein Häuschen mitten im Wald. Die Sägespäne waren seinerzeit der perfekte Lebensraum für Nashornkäfer. Die einst große Population verschwand, nachdem dort nicht mehr gearbeitet wurde.
„Ich beobachte den Wald seit vielen Jahren und schaue wie sich die Pflanzenwelt verändert.“ Baade zupft einen Stängel von einer Pflanze am Wegrand. „Das ist buntes Springkraut, ein Neophyt, der aus dem Himalaja kommend ungefähr seit 2000 den Leinawald erobert.“ Veränderungen habe es immer gegeben, meint Dr. Baade und nennt auch die Wasserfeder. Das Primelgewächs sei heute anders als in den 1980er-Jahren sehr selten geworden, weil es die feuchten Lebensräume im Leinawald nicht mehr gibt. Derlei Beispiele kennt Baade zuhauf, schließlich hat er nach der Wende, als er bereits seit einiger Zeit vom Schuldienst ins Naturkundemuseum Mauritianum gewechselt war, dazu promoviert. „Meine Doktorarbeit war praktisch eine botanische Inventur des Leinawaldes.“
Als berufener Naturschutzbeauftragter steht er zudem in engem Kontakt mit der Unteren Naturschutzbehörde. Er spricht an, wo es Probleme gibt und informiert über seine Beobachtungen. „Für uns stellt das eine unglaubliche fachliche Bereicherung dar”, betont Birgit Seiler, Leiterin des Fachdienstes Natur- und Umweltschutz. Die jahrelange Erfahrung aller Naturschutzbeauftragten gepaart mit deren speziellen Fachwissen für bestimmte Arten oder Gebiete, bringen wichtige Kenntnisse für die Mitarbeiter in der Naturschutzbehörde ein.