Romy Strobel ist „Unternehmerin des Jahres 2017“
Altenburg. Romy Strobel, Inhaberin der Bäckerei Strobel in Altenburg, ist „Unternehmerin des Jahres 2017“. Sie erhielt den Preis am Freitag letzter Woche während einer Festveranstaltung im Landratsamt Altenburger Land. Die Ehrung wird seit 2006 gemeinsam vom Landkreis Altenburger Land und dem Unternehmerinnenstammtisch vergeben. Besonders Landrätin Michaele Sojka freute sich über die Preisträgerin, die einst ihre Schülerin war.
1919 eröffnete die Bäckerei Strobel auf dem Altenburger Markt, wird mittlerweile in der vierten Generation betrieben, hat also Tradition seit fast einem Jahrhundert. Viele Stammkunden kommen seit Jahrzehnten hierher. Was lag für Romy Strobel, gelernte Konditorin und Meisterin des Konditorhandwerks, also näher, als in den elterlichen Betrieb einzusteigen - obwohl Mutter und Vater der Tochter völlig freie Hand bei der Berufswahl ließen. Romy Strobel tat es gut, nach der Ausbildung nicht gleich auf Dauer als Gesellin bei den Eltern anzufangen, sondern erst einmal Berufsluft in der Fremde zu schnuppern. Die junge Frau zog es an die Ostsee auf die Insel Usedom, wo sie als Konditorin in einem Fünf-Sterne-Hotel Torten für höchste Ansprüche fertigte. Von dieser Zeit an der Ostsee, sagt Romy Strobel, profitiere sie noch heute. Auch von der Zeit danach, als sich eher zufällig ein Auslandsaufenthalt ergab. Ein aus dem Vogtland nach Kanada ausgewanderter Bäcker suchte Unterstützung und fand sie in Romy Strobel. „Eigentlich sollte ich dem gelernten Bäcker dort das Tortenmachen beibringen, aber irgendwie haperte es immer an speziellen Zutaten, die zu diesem Zeitpunkt in Kanada schwer zu bekommen waren“, erinnert sich Romy Strobel. Schon damals bewies die junge Frau Engagement und Mut, sich auf Neues einzulassen. Seit 2003 ist Romy Strobel schließlich im elterlichen Betrieb angestellt und nachdem ihr Vater 2012 plötzlich schwer erkrankte und die Frage nach der Zukunft der Bäckerei stand, wusste Romy Strobel sehr schnell, wo ihr Platz war: in vorderster Reihe, als Inhaberin. Vor allem das rein Geschäftliche war am Anfang Neuland für sie, doch war ihr die Unterstützung ihrer Eltern sicher.
Heute beginnt ihr Arbeitstag nachts um 3 Uhr. Dann schaltet sich der Backofen automatisch ein, zuerst wird der Kuchen gebacken, dann das Brot und die Brötchen. Bis 6.30 Uhr muss alles fertig sein. Zum Team um Romy Strobel gehören derzeit sechs Gesellen, zwei Verkäuferinnen, regemäßig auch Praktikanten. Auch zwei Flüchtlingen hat sie schon die Möglichkeit zu einem Praktikum in der Bäckerei gegeben. „Ohne mein Team“, so Romy Strobel, „könnte die Bäckerei nicht über Jahre hinweg so erfolgreich sein. Wir sind wie eine große Familie – gemeinsam wird gefrühstückt, gemeinsam wird zu Mittag gegessen.“ Ab Mittag beginnt für Romy Strobel sozusagen die „zweite Schicht“, denn ab dann ist sie für ihre Kinder da, sieben und zehn Jahre alt. Da stehen Hausaufgaben an, die Kids müssen zum Reiten, zum Tanzen und zum Handball gebracht werden. Der Sonntag gehört ganz und gar der Familie.
Über das Bäckereihandwerk hinaus ist Romy Strobel auch gesellschaftlich sehr engagagiert. Sie ist seit drei Jahren Stadträtin, arbeitet für PRO Altenburg im Sozial- und Kulturausschuss mit, brachte sich aktiv ein, als sich die Stadt und der Landkreis vor drei Jahren um das Zertifikat „Familienfreundliche Kommune“ bewarben. Romy Strobel ist Vize-Chefin der Bäckerinnung, war begeisterte Prinzenraub-Mitspielerin, sitzt im Gemeindekirchenrat und ermöglicht regelmäßig Kindergartengruppen eine Backstubenbesichtigung. Backwaren, die bis zum Ladenschluss nicht verkauft werden, spendet sie an die Altenburger Tafel. Einmal pro Woche bekommt auch die Junge Gemeinde ein paar Leckereien.
Eiserne Disziplin, Fleiß, Engagement, Mut zum Risiko, unternehmerisches Geschick und Verzicht auf so manches Private – das sind Attribute, die Romy Strobel auszeichnen und die sie zu der erfolgreichen und in Altenburg angesehenen Geschäftsfrau gemacht haben, die sie heute ist.