Kreißsaal der Großen Mausohren
Fast 100 Fledermausweibchen ziehen im Eugenschacht ihre Jungen groß.
Großröda. Mit einer Flügelspannweite von bis zu 40 Zentimetern ist das Große Mausohr die größte heimische Fledermausart. Einst waren die Tiere verbreitet und hatten in vielen Kirchtürmen ihre Quartiere beziehungsweise Wochenstuben. Inzwischen ist die Art seltener und deshalb streng geschützt. Entsprechend groß war die Freude über die Kolonie, die vor Kurzem von der Stiftung Fledermausschutz Thüringen im ehemaligen Eugenschacht im Starkenberger Ortsteil Großröda beobachtet wurde.
Fast 100 Muttertiere zählten die Experten. Zur typischen Lebensweise der Großen Mausohren gehört, dass die männlichen Tiere hauptsächlich allein leben, während sich Weibchen über den Sommer in Kolonien zusammenfinden, den sogenannten Wochenstuben. In denen bringen sie ihre Jungen zur Welt und ziehen sie groß. Eine dieser Wochenstuben hatten sich die seltenen Fledermäuse in 20 Metern Höhe in den Brachen des ehemaligen Eugenschachts eingerichtet. Laut Fledermausexperten die einzige Muttertierkolonie im Umkreis von 30 Kilometern.
Jedoch hatten sich die Fledermäuse ausgerechnet eine abbruchreife Ruine als „Kreißsaal“ ausgesucht. Um den Bestand der Art zu sichern, wurde entschieden, den alten Ziegelbau zu sanieren. Landkreis, Freistaat, Bund und regionale Sponsoren ermöglichten bis 2022 für rund 150.000 Euro die Aufarbeitung der Bausubstanz. Immerhin hätte es theoretisch sein können, die Mausohren durch den Eingriff zu vertreiben. Doch sie störten sich nicht daran und ziehen dort weiterhin ihre Jungen auf.