Dr. Roland Krischke stellt Zukunftsvision fürs Lindenau-Museum vor: „Kein Botticelli ohne Bienenstich“
Altenburg. Mitte Juli stellte Dr. Roland Krischke, Direktor des Lindenau-Museums Altenburg, während einer Pressekonferenz seine Neukonzeption für das Museum vor. Diese trägt den Titel: „Der Leuchtturm an der Blauen Flut – Das neue Lindenau-Museum und die Altenburger Trümpfe“.
„In Thüringen steht das Lindenau-Museum als kultureller Leuchtturm auf einer Höhe mit der Wartburg in Eisenach, der Stiftung Schloss Friedenstein Gotha und der Klassik-Stiftung Weimar“, führte Krischke zu Beginn aus.
Das Lindenau-Museum, so der Direktor, sei in der Lage, anhand seiner Exponate die gesamte Kunstgeschichte vom Altertum bis zur Gegenwart zu erzählen. Es erhalte für alle Sammlungsbereiche Leihanfragen aus Europa und den USA und wolle noch stärker als bisher mit Universitäten, Hochschulen und deutschen wie internationalen Museen zusammenarbeiten, um auf diese Weise die Sammlungen zu erforschen und bekannter zu machen. Eine Voraussetzung dafür seien aber sowohl bauliche wie strukturelle Maßnahmen, die in der Neukonzeption formuliert werden. Dem Museum fehlen Klimatechnik, zeitgemäße sanitäre Anlagen, ein Aufzug, ausreichende Ausstellungsflächen, angemessene Flächen für Depots und Mitarbeiterbüros sowie ein moderner Kassen- und Shop-Bereich.
„Behoben werden sollen diese Mängel durch eine grundlegende Sanierung des Lindenau-Museums und durch die Einrichtung des Herzoglichen Marstalls, der sich in städtischem Besitz am anderen Ende des Schlossparks befindet“, erläuterte Krischke den Ansatz. Der Marstall soll als Depot-, Büro-, Werkstätten- und Ausstellungsgebäude gemeinsam mit dem Altenburger Residenzschloss genutzt werden. „So würde – neben dem Lindenau-Museum, dem Mauritianum, dem Teehaus sowie der Orangerie, dem Residenzschloss und dem Landestheater – ein weiteres Kulturjuwel im Altenburger Schlosspark entstehen“, schilderte der promovierte Germanist. Bei der Prüfung dieser angedachten Maßnahmen arbeiten der Freistaat, der Landkreis und die Stadt Hand in Hand. Auch mit dem Bund laufen Gespräche. „Die Neukonzeption ist ein weit entwickeltes Diskussionspapier, das nun vor allem durch Machbarkeitsstudien für den Marstall und das Lindenau-Museum sowie durch Gespräche mit Architekten und Denkmalschützern weiter verfeinert werden muss“, schaute Krischke in die Zukunft.
Es sei wichtig zu verstehen, so Krischke weiter, dass die Neukonzeption nicht nur die Notwendigkeit von Baumaßnahmen aufzeige, die er, ohne den Architekten dabei vorgreifen zu wollen, für das Lindenau-Museum vorsichtig mit acht Millionen und für den Marstall mit 20 Millionen schätze. Teil der Neukonzeption sei auch die Fragestellung, wie das Lindenau-Museum zwei Häuser betreiben könne. Dies sei nur möglich mit einem erweiterten Mitarbeiterbestand und deutlich erhöhten Zuwendungen, um die dann deutlich steigenden Betriebskosten zu stemmen.
„Dass das Museum noch immer einen so guten Stand in der Kunstwelt hat und sich eines internationalen Renommees erfreut, hängt nur damit zusammen, dass die wenigen Mitarbeiter sich völlig mit dem Museum identifizieren und oft Aufgaben bewältigten, die weit über ihr Stellenprofil und das normale Maß hinausgehen“, so Krischke. Auch das reiche Veranstaltungsprogramm und das vielfältige Angebot des Studios Bildende Kunst seien für eine Einrichtung dieser Größe absolut ungewöhnlich. Mittlerweile aber sei die Grenze des Machbaren erreicht. Um im Konzert der bedeutenden Kultureinrichtungen Thüringens einen führenden Part übernehmen zu können, müsse ein Umdenken erfolgen und Versäumnisse der Vergangenheit wettgemacht werden.
Eine Zukunftslösung könne nur mit stärkerer finanzieller Unterstützung des Freistaates und mit einer wohlwollenden Einflussnahme des Bundes gefunden werden. Positive Signale seien sowohl vom Bund als auch vom Freistaat schon ausgesendet worden. Konkrete Schritte müssten nun in der nächsten Zeit vereinbart werden.
„In einem ersten Schritt soll das Lindenau-Museum in einer Wiederbelebung der nie erloschenen Lindenau-Zachschen Stiftung in eine vom Landkreis abhängige Lindenau-Stiftung umgewandelt werden“, kündigte Krischke an. Entsprechende Vorlagen, das bestätigte auch Landrätin Michaele Sojka, lägen schon bei den Juristen. „In Zukunft könnte dann eine selbständige Stiftung in Trägerschaft des Freistaates, des Landkreises und der Stadt Altenburg eine Lösung sein, um dem Museum eine Selbständigkeit zu geben, die ihm, dem Rang seiner Sammlungen nach, gebührt“, fährt er fort.
Flankiert werden müsse eine Aufwertung des Lindenau-Museums und des Schlossparks aber vor allem auch von infrastrukturellen Maßnahmen für das Areal um das Museum. Ein Museumsbesuch gilt nicht nur dem ästhetischen Genuss – er ist eine Freizeitaktivität, bei der auch die Erholung und das Kulinarische nicht zu kurz kommen dürften. „Kein Botticelli ohne Bienenstich“, brachte Krischke das Phänomen auf den Punkt. In dieser Hinsicht habe es der Besucher von Altenburg in diesem Teil der Stadt noch schwer. Da sei die Stadt Altenburg gefordert.
Text: Lindenau-Museum