10 Jahre Musikschule des Landkreises Altenburger Land

27. Oktober 2011

Musikschule fördert Freude an der Musik, ...

Landkreis. Konrad Kröber und Siegfried Tänzler gehen zwar in die gleiche Schule, aber sie kennen sich nicht. Während Konrad jeden Montag den „Musikgarten“ in der Altenburger Musikschule besucht, hat Siegfried gerade mit dem Unterricht im Fach Posaune begonnen. Konrad juchzt vor Vergnügen, wenn er gemeinsam mit den anderen in seiner Gruppe singen, klatschen, rasseln und auf die Triangel schlagen darf. Und Siegfried erfüllt sich mit dem Posaunespiel einen Kindheitstraum. Während Konrad Kröber vor wenigen Tagen seinen zweiten Geburtstag feierte, ist Siegfried Tänzler bereits 73 Jahre alt. Auch, wenn die beiden sieben Jahrzehnte Lebenserfahrung voneinander trennen, eins haben sie schon heute gemein: Die Freude an der Musik.

So wie der kleine Konrad und Siegfried Tänzler besuchen derzeit 900 Schülerinnen und Schüler die Musikschule. Fast unbemerkt feierte die Einrichtung dieser Tage ihr 10-jähriges Bestehen. „Bei all der Arbeit war uns das gar nicht so bewusst“, lacht Musikschulleiterin Brigitte Gärtner und trägt das irgendwie vergessene Jubiläum mit Humor.

Musikschulunterricht im Altenburger Land hat eine lange Tradition. Und die reicht viel weiter zurück als bis vor zehn Jahren. Bereits 1954 wurde die Musikschule „Johann-Ludwig-Krebs“ in Altenburg gegründet, 1991 die Musikschule „Johann-Friedrich-Agricola“ in Schmölln. 2001 erfolgte schließlich die Zusammenführung beider Bildungseinrichtungen zur Musikschule des Landkreises Altenburger Land, deren Träger der Landkreis ist. Neben dem Altenburger und dem Schmöllner Schulteil gibt es heute auch noch Außenstellen in Gößnitz und Meuselwitz.

Brigitte Gärtner ist seit 1974 in der Altenburger Musikschule tätig, die ihr Domizil in der Schmöllnschen Vorstadt 9-11 hat. Damals begann sie als Lehrerin für Gitarre und Querflöte und unterrichtet beide Fächer auch heute noch neben ihren Aufgaben als Schulleiterin. Stolz kann sie gemeinsam mit ihrem Team in Altenburg und Schmölln, zu dem aktuell 18 hauptberufliche Musikschullehrer sowie 26 Honorarkräfte gehören, auf eine überaus erfolgreiche Entwicklung zurückblicken. Zum einen kümmert sich die Einrichtung um die musikalische Bildung und Erziehung vor allem junger Menschen, ist darüber hinaus aber aus dem kulturellen und gesellschaftlichen Leben nicht mehr wegzudenken. Das belegen in den letzten zehn Jahren über 200 jährliche Auftritte der Musikschülerinnen und Musikschüler bei Veranstaltungen, Festen und Feierlichkeiten im Altenburger Land und über die Kreisgrenzen hinaus. Höhepunkte, an die sich Lehrer und Schüler gleichermaßen gern erinnern, gab es in den letzten zehn Jahren zur Genüge: Zum Beispiel anlässlich der Fusion der Musikschulen die beiden ersten großen Gemeinschaftskonzerte in Altenburg und Gößnitz im September 2001 und nur kurze Zeit später in Altenburg die Aufführung der Schuloper „Der Arzt auf dem Marktplatz“, komponiert von Siegfried Stolte, dem ersten Leiter der Altenburger Musikschule. Eine Herausforderung für Lehrer und Schüler waren auch immer wieder die thematischen Konzerte wie die Familienkonzerte zum 225. Todestag von Johann Ludwig Krebs im Jahr 2005 oder zum 250. Geburtstag von Wolfgang Amadeus Mozart ein Jahr später. „Ein ganz besonderes Erlebnis war auf jeden Fall die Bundesgartenschau 2007 in Gera, bei der wir auf der großen Bühne in Ronneburg drei aufwendig vorbereitete Konzerte mit jeweils 100 Musikern veranstaltet haben“, erinnert sich Brigitte Gärtner. Dramatisch hingegen die Szenen, die sich 2005 abspielten. Die Zukunft der Musikschule stand auf dem Spiel - aller Musikschulen in Thüringen. Damals hatte die Landesregierung eine radikale Kürzung der finanziellen Mittel vorgesehen. Es hagelte Protest im gesamten Freistaat und die Musikschule Altenburger Land initiierte einen Aktionstag mit Konzerten auf den Marktplätzen in Altenburg und Schmölln - für den Erhalt ihrer Schule. Mit Erfolg. Aus ursprünglich geplanten 20 Prozent weniger Zuschüssen wurden nur 10 Prozent.

Noch vieles könnte Brigitte Gärtner aus den letzten zehn Jahren erzählen, doch mit ganz besonderer Freude berichtet sie immer wieder von der Erfolgen der jungen Künstler bei den nationalen Musikwettbewerben. Allein im letzten Jahrzehnt nahmen über 1000 Schülerinnen und Schüler am renommierten Wettbewerb „Jugend musiziert“, der auf drei Ebenen als Regionalwettbewerb, Landeswettbewerb und Bundeswettbewerb ausgetragen wird sowie am Stavenhagen-Wettbewerb, am Carl-Schroeder-Wettbewerb und diversen weiteren Meisterschaften teil. „Viele erste, zweite und dritte Preise konnten wir dabei ins Altenburger Land holen“, sagt Brigitte Gärtner. „Diese Erfolge sind gar nicht hoch genug einzuschätzen, denn ein 1. Preis beim Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“ kommt einem Deutschen Meistertitel im Sport gleich“, erklärt sie, was viele Leute nicht wissen.

Die Erfolge der Schülerinnen und Schüler sind ein eindrucksvoller Beleg für die gute musikpädagogische Arbeit, die in Altenburg und Schmölln seit Jahren geleistet wird. Wer sich heute für Musik interessiert, findet kaum etwas, was er in der Musikschule Altenburger Land nicht erlernen kann. Und dabei ist es völlig egal, ob der Musikschüler so jung ist wie der zweijährige Konrad oder so alt wie der 73-jährige Siegfried. Mit altersspezifischen Angeboten hat sich die Musikschule darauf eingestellt: Für die Kleinsten gibt es den Musikgarten, für Vorschulkinder die musikalische Früherziehung. Dem schließt sich ein Instrumentenkarussel an, sozusagen zum Ausprobieren, was am besten gefallen könnte. Danach setzt der instrumentale oder gesangliche Einzelunterricht an. Alles in allem stehen 31 verschiedene Kursangebote zur Auswahl. Neben der gesanglichen Ausbildung ist eine Instrumentalausbildung auf elf Blasinstrumenten, vier Streichinstrumenten, fünf Tasteninstrumenten sowie auf Gitarre, E-Gitarre und Schlagzeug möglich. Neu ist seit diesem Schuljahr der Harfenunterricht. Zudem findet sich ein großer Teil der Musikschüler zusammen, um gemeinsam in der Gruppe zu musizieren. 160 Kinder und Jugendliche spielen derzeit in zehn verschiedenen Ensembles, darunter im Jugendsinfonieorchester, im Nachwuchsstreichorchester und im Klarinettenorchester. Gerade befindet sich auch ein Gitarrenorchester im Aufbau.
Nicht nur in ihren eigenen Schulgebäuden ist die Musikschule aktiv, sondern agiert seit vier Jahren zusätzlich mit musikalischen, vom Land Thüringen geförderten, Projekten in Kindergärten und Grundschulen des Landkreises. Wie groß das Interesse an einer musikalischen Ausbildung ist, zeigt die lange Warteliste, die Brigitte Gärtner für die verschiedenen Angebote auf ihrem Schreibtisch liegen hat. „Leider stoßen wir an unsere Kapazitätsgrenzen“, bedauert sie, nicht jeden Interessenten sofort in die Musikschule aufnehmen zu können.

Viele Absolventen der Altenburger Musikschule haben ihr Hobby in der Vergangenheit zum Beruf gemacht, arbeiten heute in namhaften Orchestern in ganz Deutschland, als Instrumentenbauer, Musikschullehrer oder gar als Professoren an den Musikhochschulen.
Wenn man heute über die erfolgreiche Entwicklung der Musikschule Altenburger Land spricht, dann dürfen der Freundeskreis des Schulteiles Altenburg und der Förderverein des Schulteiles Schmölln nicht unerwähnt bleiben. „Ohne deren Unterstützung wäre in der Vergangenheit vieles nicht möglich gewesen“, ist Brigitte Gärtner sehr froh darüber, zwei starke und verlässliche Partner an ihrer Seite zu haben, die die Musikschule sowohl finanziell, materiell und ideell bei zahlreichen Vorhaben unterstützen.

Wer Geburtstag hat darf sich etwas wünschen. Brigitte Gärtner hat einen Wunsch, egal, ob sie den Geburtstag nun verpasst hat oder nicht: „Ich hoffe, dass die Finanzierung unserer Schule in Zeiten knapper werdender Kassen immer gesichert ist.“ - Damit Menschen wie Konrad und Siegfried auch in Zukunft mit Freude in der Musikschule lernen können.